Zusammenfassung
Relevanz Informationen zur Partizipation am Erwerbsleben von Menschen mit
Querschnittläsionen in Deutschland lieferte u. a. der German
Spinal Cord Injury Survey 2017. Offen blieben im quantitativen Forschungsdesign
allerdings Hintergründe und Lösungsmöglichkeiten
bezüglich der genannten Probleme. Diese sollen mit Hilfe einer
Fokusgruppe näher untersucht werden, wobei die Themen Probleme am
Arbeitsplatz, Anerkennung und Vergütung,
Teilzeiterwerbstätigkeit und Gründe für Arbeitslosigkeit
im Vordergrund stehen.
Methodik Die Studie besteht aus einem sequenziellen und vertiefenden
mixed-method Designs zur Komplementarität der quantitativen Daten von
GerSCI 2017 und der qualitativen Daten einer Fokusgruppe mit fünf
Teilnehmenden. Die Auswertung des Transkripts erfolgt anhand der inhaltlich
strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz.
Ergebnisse Die Teilnehmenden identifizierten als Gründe
für Erwerbslosigkeit eine aufwendige Bürokratie, eine fehlende
Überleitung von der Rehabilitation in das aktive Berufsleben, fehlende
Beratung sowie die Angst, die finanzielle Unterstützung zu verlieren.
Auch Arbeitgeber:innen, die nicht ausreichend zum Thema Behinderung informiert
waren und Mobbing durch Kolleg:innen wurden als Faktoren identifiziert, die
Teilhabe am Arbeitsleben verhindern. Genannt wurden auch Faktoren, die sich
förderlich auf die Teilhabe am Erwerbsleben auswirken, dazu
gehören die Kooperation von Behandlungszentren für Menschen mit
Querschnittlähmung und potenziellen Arbeitgeber:innen, eine
verlängerte berufliche Erprobungsphase, eine
Transportunterstützung für den Arbeitsweg und finanzielle
Anreize durch Arbeit, sowie Wertschätzung durch Kolleg:innen.
Diskussion Der Weg zurück ins Erwerbsleben sollte sich nicht nur
menschlich lohnen (Kontakte, Sinn, Struktur), sondern muss auch mit einem
finanziellen Anreiz verbunden sein, der sich über dem Niveau der
Kompensationszahlungen der (Sozial-)Versicherungsträger befindet. Das
Erwerbsleben von Menschen mit Behinderung ist eingebunden in einen
größeren gesellschaftlichen Zusammenhang – der Inklusion
– und kein isoliert zu betrachtendes Thema. Die konkreten
Vorschläge der Fokusgruppenteilnehmenden können dabei als
Grundlage für Gespräche von Interessenvertretungen und
politischen Entscheidungsträgern dienen, um das gegenseitige
Verständnis zu fördern.