Zusammenfassung Soziologische Studien haben umfassende Ergebnisse zu den sozialstrukturellen Korrelaten kultureller Konsummuster und Rezeptionsweisen hervorgebracht. Die zugrundeliegenden individuellen Entscheidungsmechanismen wurden bisher allerdings kaum beleuchtet. Der Artikel argumentiert auf Basis des Modells der Frame-Selektion, dass der Kulturkonsum auf zwei unterschiedliche Entscheidungsprozesse zurückführbar ist: zum einen die reflexive Abwägung von kulturellen Präferenzen und Opportunitäten und zum anderen die automatische Aktivierung von kulturellen Situationsmodellen und persönlichen Normen. Am Beispiel des Opernbesuchs wird mit Umfragedaten gezeigt, dass diese beiden Prozesse die sozialstrukturellen Korrelationen fast vollständig erklären können. Zudem kann mithilfe einer Boole'schen Regression bestätigt werden, dass beide Entscheidungsprozesse als jeweils hinreichende kausale Ursachen betrachtet werden können. Welcher Entscheidungsprozess den Opernbesuch primär steuert, ist wiederum von sozialstrukturellen Merkmalen abhängig. Jedoch spielt hier weniger die Klassenzugehörigkeit eine Rolle, so wie es die Theorie Bourdieus vorhersagen würde, sondern vor allem das Alter.