Welchen Gegenständen die Planungswissenschaft besondere Aufmerksamkeit beimisst, unterliegt einem dynamischen Wandel. Themen wie Nachhaltigkeit, Soziale Stadt oder Gleichwertige Lebensverhältnisse spielten zu unterschiedlichen Zeiten eine markante Rolle. Zwar besaßen und besitzen diese Themen zweifelsohne planungswissenschaftliche Relevanz, weder das zunächst sehr geringe und schließlich außerordentlich hohe Ausmaß der ihnen entgegengebrachten Aufmerksamkeit noch der Auslöser oder der Zeitpunkt des Durchbruchs kann jedoch aus ‚rein wissenschaftlichen' (vermeintlich objektiven, epistemischen) Selektionskriterien erklärt werden. Warum einzelne Themen zu einem bestimmten Zeitpunkt aufkommen und in das Zentrum der disziplinären Aufmerksamkeit rücken, welche sozialen Mechanismen dem Themenverlauf zugrunde liegen und welche Auswirkungen solche temporären Fokussierungen auf die planungswissenschaftliche Disziplin haben, ist bislang kaum systematisch beleuchtet worden. Dabei entscheiden Themenkarrieren maßgeblich und langfristig nicht nur darüber, welche Fragen und Erkenntnisse als wichtig erachtet werden und welche nicht, sie beeinflussen auch Interpretationsmuster, Bewertungsmaßstäbe und somit letztlich die persönlichen Einstellungen von Planer*innen 1 und Planungswissenschaftler*innen. Die Fragen, welche Probleme Aufmerksamkeit erhalten und welche Akteur*innen sie in welchem Licht betrachten, hat wiederum nachhaltigen Einfluss auf die Ressourcenverteilung in der Wissenschaft, die disziplinäre Sozialstruktur 1 Zur Verwendung gendergerechter Sprache: In dieser Arbeit wird ein abgestuftes Vorgehen gewählt. Zunächst werden neutrale Formulierungen (bspw. "Person" anstatt "Akteur/Akteurin") bevorzugt, solange die Präzision der Formulierung gewährleistet ist. Ist dies nicht anwendbar, wird der Einsatz des Gender-Sternchens präferiert (bspw. Akteur*in). Wenn die Verständlichkeit zu sehr leidet (bspw. in mehrstufigen Genitivkonstruktionen), werden andere gendergerechte Formulierungen gesucht.