Die Corona-Pandemie hat in vielen Ländern zu dramatischen Situationen geführt, weil die medizinischen Ressourcen, etwa die verfügbaren Beatmungsgeräte, nicht zur Rettung aller ausreichen. Nach welchen Regeln dürfen oder sollen Ärzte dann über Leben und Tod entscheiden? A. Einleitung Als Pandemie wird eine länder-und kontinentübergreifende Ausbreitung einer Krankheit beim Menschen bezeichnet, im engeren Sinn die Ausbreitung einer Infektionskrankheit. Ihr Kennzeichen ist die fehlende örtliche Begrenzung 1 . Die sogenannte "spanische Grippe" forderte Anfang des 20. Jahrhunderts mindestens 20 Millionen Menschenleben weltweit. Die sogenannte "Schweinegrip pe" (H1N1-Influenza-Pandemie) führte 2009 auch in Deutschland vor Augen, wie lange es dauert, bis ein geeigneter Impfstoff entwickelt und ausreichend getestet ist. Die flächendeckende Versorgung mit diesem Impfstoff war auf die Schnelle nicht möglich. Zwar stellte sich bald heraus, dass die Folgen der Erkrankung nicht so gravierend waren, wie zunächst befürchtet. Dennoch stellte sich schon damals die Frage: Wer darf geimpft werden: Zuerst die Retter 2 ? Oder Frauen und Kinder zuerst? Aus rein medizinischnaturwissenschaftlichen Erwägungen heraus ließen sich diese und andere Fragen nicht beantworten. Es ging und geht -auch -um Gerechtigkeit und somit um ethische und juristische Aspekte 3 . Für die derzeitige Pandemie, bei der der neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2) bei vielen Menschen die schwere Lungenkrankheit COVID-19 (Corona Virus Disease 2019) mit der Notwendigkeit einer künstlichen Beatmung verursacht, ist kennzeichnend, dass es weder einen Impfstoff noch wirksame Therapeutika gibt. Vor allem aber hat sich in vielen Ländern (vor allem in Italien, aber auch in Spanien und Frankreich) gezeigt, dass die intensivmedizinischen Ressourcen schnell ausgeschöpft sind und bald nicht mehr für alle Behandlungsbedürftigen ausreichen 4 -mit dramatischen Folgen, die sich in den hohen Sterberaten widerspiegeln 5 . Wenn in einer derartigen Katastrophensituationen so viele Menschen so schwer verletzt werden, dass die regulär bereit gehaltenen Ressourcen nicht ausreichen, um sie alle angemessen medizinisch zu behandeln, wird ein Verfahren zur Entscheidung notwendig, welche der Patienten bevorzugt bzw. welche ggf. gar nicht behandelt werden; dafür hat sich seit langem der Begriff "Triage" eingebürgert 6 . Offenkundig ist, dass die dafür maßgeblichen Entscheidungskriterien heftig umstritten sind: "Die Tragik theoretischer Meinungsverschiedenheiten in Ethik und Recht ist mit Wucht in der Wirklichkeit angekommen" 7 . B. Ausgangspunkt: Medizinische Indikation und Einwilligung des Patienten Voraussetzungen dafür, dass einem Patienten medizinische Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, sind eine medizinische Indikation und die (aktuell geäußerte, vorausverfügte oder mutmaßliche) Einwilligung des Patienten ( § 630 d BGB). Beide Elemente können sich im Verlauf einer Behandlung ändern. Aus medizinischer Sicht ist eine Intensivtherapie nicht (...