Zusammenfassung
Hintergrund Verlagerte, dilazerierte Inzisiven sind häufig Folge eines dentalen Traumas im Milchgebiss. Aufgrund z.T. erheblicher funktionell-ästhetischer Einschränkungen ist eine adäquate Therapie indiziert, die neben einer Extraktion mit Lückenschluss, (implantat)prothetischer Versorgung oder Autotransplantation bleibender Zahnkeime auch in einer kombiniert chirurgisch-kieferorthopädischen Einstellung in den Zahnbogen bestehen kann.
Fallvorstellung Bei einem 9-jährigen Patienten mit dilazeriertem Zahn 21, Mesialstand der Seitenzähne im 2. Quadranten sowie tiefem Überbiss mit traumatischem Einbiss der unteren Inzisiven erfolgte im Rahmen einer festsitzenden kieferorthopädischen Multibrackettherapie eine Einstellung des Zahnes 21 in Okklusion nach chirurgischer Freilegung und Traktion mittels des EWC-Systems (Adenta), skelettal verankert über 2 temporäre mediane palatinale Minischrauben an einer BENEslider-Apparatur (PSM Medical Solutions), welche zudem zur Molarendistalisation im 2. Quadranten genutzt wurde.
Schlussfolgerungen Im Fallbericht konnte unter Anwendung einer skelettalen Verankerung und des EWC-Systems im frühen Wechselgebiss ein dilazerierter mittlerer oberer Schneidezahn erfolgreich kieferorthopädisch unter Erhaltung der Zahnvitalität eingestellt werden. Trotz möglicher Risiken (Devitalisierung, Zahnwurzelresorptionen, Ankylosierung) stellt dieses Vorgehen daher bei korrekter biomechanischer Planung eine mögliche zahnerhaltende Therapieoption dar.