ZusammenfassungDie Energiewende stellt eine grundlegende Transformation in der Erzeugungs- und Verteilstruktur des deutschen Energiesystems dar. Durch verschiedene Fördermechanismen wie das EEG konnten neue, semiprofessionelle Anlagenbetreiber in den Energiemarkt eintreten. Standortentscheidungen wurden entprofessionalisiert und die Bedeutung von behavioristischen Standortfaktoren, wie z. B. das soziale Umfeld, die Sicherung der eigenen Lebensgrundlage oder die persönliche Konstitution gewannen an Bedeutung. Dieser Wandel stellt das Voranschreiten der Energiewende vor neue Herausforderungen. Da bisher wenig Kenntnis über das Handeln und die Faktoren, die zu einer Standortentscheidung bei neuen Anlagenbetreibern führen, besteht, ist es das Ziel dieser Studie, Anlagenbetreiber von erneuerbaren Energien nach deren Standortverhalten zu klassifizieren. Dazu wurden mithilfe eines standardisierten Fragebogens Anlagenbetreiber in den Planungsregionen Augsburg (Bayern) und Lausitz-Spreewald (Brandenburg) befragt. In der nachfolgenden Clusteranalyse wurden 4 raumrelevante Betreibergruppen klassifiziert: Überregionale, Regionale, Kommunale und Kleinbäuerliche Betreiber. Diese Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich ihres raumrelevanten Standort- und Betriebsverhaltens und weisen daher unterschiedliche Eignungen für Räume mit unterschiedlichen Eigenschaften auf. Um diese Eignung räumlich sichtbar zu machen, wurde abschließend eine GIS-Analyse durchgeführt, um am Beispiel der Planungsregion Augsburg aufzuzeigen, welche Betreibergruppe an welchem Standort am geeignetsten ist. In Augsburg können somit die Kommunalen Betreiber aufgrund ihrer hohen Ortskenntnis und starken lokalen Eingebundenheit an vielen Standorten raumverträglich Energieanlagen errichten. Der vorliegende Ansatz bietet somit das Potenzial, den Ausbau der Energiewende raum- und sozialverträglich zu gestalten.