Zusammenfassung
Hintergrund
Es galt herauszufinden, wie kostendeckend die Versorgung potenziell Schwerverletzter in einem Schweizer Traumazentrum ist, und inwieweit Spitalgewinne bzw. -verluste mit patientenbezogenen Unfall‑, Behandlungs- oder Outcome-Daten korrelieren.
Methodik
Analyse aller 2018 im Schockraum (SR) bzw. mit Verletzungsschwere New Injury Severity Score (NISS) ≥8 notfallmäßig stationär behandelter Patienten eines Schwerverletztenzentrums der Schweiz (uni- und multivariate Analyse; p < 0,05).
Ergebnisse
Für das Studienkollektiv (n = 513; Ø NISS = 18) resultierte gemäß Spitalkostenträgerrechnung ein Defizit von 1,8 Mio. CHF. Bei einem Gesamtdeckungsgrad von 86 % waren 66 % aller Fälle defizitär (71 % der Allgemein- vs. 42 % der Zusatzversicherten; p < 0,001). Im Mittel betrug das Defizit 3493.- pro Patient (allg. Versicherte, Verlust 4545.-, Zusatzversicherte, Gewinn 1318.-; p < 0,001). Auch „in“- und „underlier“ waren in 63 % defizitär. SR-Fälle machten häufiger Verlust als Nicht-SR-Fälle (73 vs. 58 %; p = 0,002) wie auch Traumatologie- vs. Neurochirurgiefälle (72 vs. 55 %; p < 0,001). In der multivariaten Analyse ließen sich 43 % der Varianz erhaltener Erlöse mit den untersuchten Variablen erklären. Hingegen war der ermittelte Deckungsgrad nur zu 11 % (korr. R2) durch die Variablen SR, chirurgisches Fachgebiet, Intensivaufenthalt, Thoraxverletzungsstärke und Spitalletalität zu beschreiben. Case-Mix-Index gemäß aktuellen Diagnosis Related Groups (DRG) und Versicherungsklasse addierten weitere 13 % zu insgesamt 24 % erklärter Varianz.
Diskussion
Die notfallmäßige Versorgung potenziell Schwerverletzter an einem Schweizer Traumazentrum erweist sich nur in einem Drittel der Fälle als zumindest kostendeckend, dies v. a. bei Zusatzversicherten, Patienten mit einem hohen Case-Mix-Index oder einer IPS- bzw. kombinierten Polytrauma- und Schädel-Hirn-Trauma-DRG-Abrechnungsmöglichkeit.