Die Synthese von Alkylmagnesiumhalogeniden durch die Direktsynthese aus Magnesium und Halogenalkanen vor 100 Jahren [1] führte zu einer rasanten Entwicklung der metallorganischen Chemie. Diese Grignard-Verbindungen bewähren sich seitdem als leicht zugängliche Metallierungs-und Metathesereagentien in der Organischen und der Anorganischen Chemie. Selbst geminal bismagnesierte Alkane konnten schon isoliert und strukturell charakterisiert werden. [2] Obwohl seit langer Zeit auch ein groûes Interesse an den entsprechenden Verbindungen der schweren Erdalkalimetalle besteht, [3] bereitet deren Direktsynthese groûe Schwierigkeiten, weil einerseits die Metalle Calcium, Strontium und Barium reaktionsträge, andererseits aber die metallorganischen Derivate auûerordentlich reaktiv sind. Die hohe Reaktivität führt oft zu Etherspaltreaktionen, in unpolaren Lösungsmitteln hingegen sind die metallorganischen Verbindungen der schweren Erdalkalimetalle oft schwerlöslich. Aus diesen Gründen entwickelten sich in den letzten Jahren zwei Synthesestrategien: die Aktivierung des Metalls und die Erniedrigung der Reaktivität der metallorganischen Reagentien durch sterisch anspruchsvolle Substituenten und/oder durch Abschirmung der Metalle mit Hilfe von mehrzähnigen Lewis-Basen.Das Interesse an den metallorganischen Verbindungen der schweren Erdalkalimetalle ist in den letzten Jahren nicht zuletzt deshalb gestiegen, weil man eine Zwischenstellung zwischen den Derivaten der Alkalimetalle und denen der Metalle der Scandiumgruppe erwartet. So ergaben Rechnungen, dass monomeres Dimethylstrontium und -barium gewinkelt vorliegen sollten, [4] während Dimethylcalcium ähnlich wie die monomeren Fluoride [5] linear zu erwarten ist (Tabelle 1). Auch für die dimeren coligandfreien Erdalkalime-talldihydride wurden durch den geringen, aber dennoch strukturbestimmenden Einfluss der d-Orbitale ungewöhnliche bicyclischen Strukturen HM(m-H) 3 M für Calcium und Strontium sowie das tricyclische Ba(m-H) 4 Ba vorhersagt. [6] Während es aus dem Bereich der Erdalkalimetallocene [7] und der Verbindungen mit p-gebundenen anionischen Liganden [8] vielfältige Beispiele gibt, entwickelte sich die calciumorganische Chemie seit der Mitteilung des ersten strukturell belegten, von Lappert und Mitarbeitern [9] hergestellten Bis(1,4-dioxan)-Komplexes von Bis[bis(trimethylsilyl)methyl]calcium (1) sehr zögerlich. Die Ca-C-Bindungslängen von 248.3 pm liegen in dem durch Rechnungen vorhergesagten Bereich. Während diese Arbeitsgruppe zur Aktivierung des Metalls die Cokondensation von Calcium mit Chlorbis(trimethylsilyl)methan wählte, gelang einige Jahre später die Synthese des überraschenderweise am Metallzentrum gewinkelten Bis[tris(trimethylsilyl)methyl]calciums 2 (Ca-C 245.9 pm, C-Ca-C 149.78) durch Metathesereaktion aus dem entsprechenden, coligandenfreien Kaliumderivat und Calciumdiiodid. [10] Diese Metathesereaktion wurde in Benzol durchgeführt, da die groûe Reaktivität der calciumorganischen Verbindung in Ethern zu Spaltungsreaktionen führt. Aus dem gleichen Grund konn...