Die Akten des Reichskammergerichts als QuelleIm Jahre 1995 legte Bernhard Diestelkamp seine Rechtsfälle aus dem Alten Reich vor 1 . In dieser Publikation beschreibt er sehr anschaulich 25 Konflikte, die zu einem Prozess vor dem Reichskammergericht führten. Die Probleme der Menschen in der frühen Neuzeit, nicht aber das prozessuale und das materielle Recht stehen im Zentrum der Darstellung. Einen anderen Zugang zu den Akten des Reichskammergerichts fand bereits im Jahre 1969 Ernst Pitz, indem er einen Prozess zwischen Hamburger und Lüneburger Kaufleuten aus dem 16. Jahrhundert einer umfassenden rechts-und wirtschaftsgeschichtlichen Analyse unterzog 2 . Dabei forderte er die historische und die rechtshistorische Forschung zur Analyse weiterer Prozesse vor dem Reichskammergericht auf. Erst der Vergleich der Ergebnisse verschiedener Analysen lasse generalisierbare Erkenntnisse zu 3 . Allerdings bedurfte es des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit dem Jahre 1978 geförderten Projekts zur Neuverzeichnung von Akten des Reichskarnrnergerichts4, um der Forschung den Weg zu diesen archivalischen Quellen zu ebnen. Eine Vielzahl neuer Inventare ist seit Beginn des Projekts erschienen. Von dem Inventar der vom Hauptstaatsarchiv Stuttgart verwahrten Akten des Reichskammergerichts