ZusammenfassungDer Dermatovenerologe Samuel Jessner (1859–1929) erhielt im Jahr 1921 einen Lehrauftrag für „Sexuallehren“ an der Universität Königsberg (heute: russ Калининград, Kaliningrad). Im Reichsmedizinalkalender wurde er aber auch als Urologe geführt. Dieser Beitrag zeichnet seinen Lebensweg und sein Wirken nach und fragt, wie Jessner in der Peripherie der deutschen Sexualwissenschaft und ohne enge Anbindung an deren Netzwerke dieser akademische Erfolg gelingen konnte. Sein geringer Einfluss in der Forschung, seine fehlende Anbindung an eine „Schule“ der Sexualwissenschaft im deutschsprachigen Raum und seine jüdische Herkunft waren Faktoren, die sowohl die Wahrnehmung seiner Arbeit unter Zeitgenossen als auch das Vergessen seiner Tätigkeiten in der Geschichtsschreibung präformierten.