Zusammenfassung
Ziel der Studie Genesungsbegleitung spielt in der Behandlung schwer psychisch erkrankter Menschen eine zunehmende Rolle. Zur Wirksamkeit liegen internationale Befunde vor. Über Wissen, Nutzung und Nutzenbewertung ist in Deutschland bisher wenig bekannt. Die vorliegende Arbeit geht dieser Frage nach und stellt Ergebnisse aus einer Beobachtungsstudie mit 10 teilnehmenden Zentren in Süddeutschland vor.
Methodik Im Rahmen der beobachtenden Querschnittsstudie mit schwer psychisch erkrankten Menschen (IMPPETUS, N=359) wurden zwischen März und September 2019 soziodemografische sowie krankheits- und behandlungsassoziierte Daten erhoben. Mittels binär logistischer Regression wurde ein möglicher Zusammenhang mit der Nutzung von Genesungsbegleitung analysiert.
Ergebnisse 38% (N=138) der Befragten gaben an, von der Möglichkeit der Genesungsbegleitung zu wissen; 15% (N=55) bejahten deren Nutzung. Eine Nutzung schwankte zwischen 6,5 und 37,5% über die Standorte und war mit dem Haushaltseinkommen verbunden. Deutlich seltener wurde Genesungsbegleitung von Personen mit einem hohen gegenüber Personen mit einem geringen Haushaltseinkommen genutzt (OR=0,20 [95% CI: 0,06–0,68], p=0,01). Von den Nutzenden (N=55) gaben 78% an, diese als hilfreich bzw. äußerst hilfreich wahrgenommen zu haben.
Diskussion Genesungsbegleitung erweist sich nicht nur unter Studienbedingungen hinsichtlich verschiedener Outcomes als wirksam, sondern wird auch unter Routinebedingungen in einer umschriebenen Versorgungsregion von der Mehrheit der Nutzenden als wirksam eingeschätzt. Allerdings müssen Wissen und Nutzung hinsichtlich einer Genesungsbegleitung unter (teil)stationär behandelten Personen als gering verteilt bewertet werden.
Schlussfolgerung Um Genesungsbegleitung stärker in die Praxis zu implementieren, muss wirksamer als bisher über dieses Unterstützungsangebot informiert und ein (über-)regionaler Austausch über erfolgreiche Implementierungserfahrungen angestrengt werden.