B eg rü n d u n g eines F orschungsprogram m s 1. Die Architektur eines Modells der Textstruktur 4 Wolfgang Molsch wissenschaftliche Fragestellung erkannt wird, bedeutet dies einen Verzicht auf Generalisierungsmöglichkeiten, d.h. auf Möglichkeiten, verborgene Eigenschaften des Phänomenbereichs zu erkennen (vgl. dazu Mötsch 1989). Um zu einem Modell der Textstruktur zu gelangen, müssen zwei Voraussetzungen berücksichtigt werden. Man muß empirisch begründete Annahmen über separate Systeme haben und ein allgemeines Konzept der Organisation komplexer Systeme. In unseren Überlegungen wurde besonders die Illokutionsstruktur als ein zentrales, empirisch abgrenzbares System verstanden, das sowohl von der grammatischen Struktur als auch von anderen Ebenen der Textstruktur abzuheben ist (vgl. Mötsch 1989, Viehweger 1989, Motsch/Viehweger 1991, Brand/Rosengren 1992). Die allgemeinen Grundlagen eines Modells der Textstruktur wurden in Anlehnung an Modularitätskonzepte der kognitiven Psychologie und der Grammatiktheorie entworfen (vgl. Mötsch 1992). Ein Modell der Textstruktur stützt sich auf separate Systeme, die auf der Grundlage ihrer spezifischen Interaktion mit anderen separaten Systemen zu komplexen Systemen zusammengefaßt werden können. Die Grammatik einer Sprache dient dabei als Vorbild. Sie besteht aus einer Menge von separaten Systemen: z.B. Phonologie, Morphologie, Lexikon, Syntax, logische Form. Diese Systeme wirken in jeweils spezifischer Weise bei der Erfüllung der Aufgabe der Grammatik zusammen, die wohlgeformten Sätze einer Sprache zu bestimmen. Die Berechtigung, separate Systeme anzunehmen, läßt sich damit begründen, daß auf diese Weise die Möglichkeit geschaffen wird, Typen von Eigenschaften des Gesamtphänomens abzugrenzen und zu ordnen. Ein separates System ist vor allem durch Typen von Einheiten und Typen von Relationen zwischen den Einheiten bestimmbar. In der Grammatikforschung wird z.T. zwischen Komponenten und (Repräsentations)ebenen unterschieden. So gilt die Syntax als eine Komponente (ein Teilsystem) der Grammatik, die zwei Repräsentationsebenen aufweist: die Ebene der Basisstrukturen und die Ebene der Oberflächenstrukturen. Diese Ebenen unterscheiden sich im Hinblick auf Einheiten und Regeln. Sie bilden nur im Hinblick auf das Zusammenspiel mit anderen Systemen der Grammatik ein eng zusammengehörendes Paar. Wir wollen die Begriffe 'Ebene' und 'elementares System' als Synonyme betrachten.