ZUSAMMENFASSUNGEs gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass chronische negative Erfahrungen, insbesondere chronischer psychosozialer Stress, einen wesentlichen Risikofaktor für die Entstehung vieler somatischer und affektiver Störungen darstellen, einschließlich chronischer entzündlicher Darmerkrankungen (CED) und der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Die Mechanismen, die der Entstehung chronischer stressbedingter Erkrankungen zugrunde liegen, sind jedoch noch weitgehend unbekannt und die derzeitigen Behandlungs- und Präventionsstrategien sind unzureichend wirksam und zuverlässig. Ein besseres Verständnis der Mechanismen, die an der Entstehung und Aufrechterhaltung chronischer stressbedingter Erkrankungen beteiligt sind, kann zu neuen Ansätzen in der Prävention und Behandlung dieser Erkrankungen führen. In diesem 2-teiligen Review fassen wir die theoretischen Grundlagen (Teil 1) sowie die zugrunde liegenden Mechanismen (Teil 2) zusammen, welche die Hypothese stützen, dass ein Anstieg der Immun(re)aktivität und des Entzündungsgeschehens in der heutigen modernen Gesellschaft, potenziell gefördert durch einen verminderten Kontakt mit immunregulatorischen Mikroorganismen („Old Friends“), ursächlich an der gesteigerten Anfälligkeit für stressbedingte Pathologien sein könnte. Darüber hinaus diskutieren wir den künstlich herbeigeführten Kontakt mit Old Friends als vielversprechende Strategie zur Förderung der Stressresilienz und zur Vorbeugung/Behandlung chronischer stressbedingter Erkrankungen.