Zusammenfassung
Hintergrund Es finden sich zunehmend Patienten mit sportlichem Funktionsanspruch, für die nicht nur die Frage nach grundsätzlicher Sportfähigkeit nach Endoprothesenimplantation, sondern auch nach dem erreichbaren Sportniveau im Sinne der Rückkehr zu präoperativer sportlicher Aktivität bedeutsam ist. Dieser Artikel soll einen Überblick über neuere Daten zu folgenden Fragen hinsichtlich Hüft-, Knie und Schulterendoprothetik geben: (1) Welche Auswirkungen hat sportliche Aktivität auf Endoprothesen? (2) Welches Sportniveau ist nach endoprothetischer Versorgung erreichbar? (3) Welche Empfehlungen können zu sportlicher Aktivität mit Endoprothese gegeben werden?
Methoden PubMed basierte Literaturrecherche. Narrativer Review mit Fokus auf aktuellen Daten aus den Jahren 2010–2016.
Ergebnisse Die allgemein bekannte Empfehlung zu Low-impact-Sportarten mit moderater Intensität wie Wandern, Schwimmen, Radfahren, Golfbehält ihre Gültigkeit für sämtliche Prothesentypen an allen Gelenken. Hier ist unstrittig, dass die positiven die negativen Effekte überwiegen. Nach Implantation von HTEP und KTEP findet die Mehrheit der prä-OP aktiven Patienten nach 3–6 Monaten wieder zu sportlicher Aktivität zurück, wenn auch mit klarer Tendenz zu niedrigerer Intensität und einer Verschiebung von high impact hin zu low impact. Wichtige offene Fragen beziehen sich auf die Effekte von mit hoher Intensität betriebenen Low-impact-Sportarten, auf High-impact-Sportarten, auf sportartspezifische Wirkungen sowie auf prothesentypspezifische Möglichkeiten. Hier sind die Grenzen zwischen positiven und negativen Effekten von sportlicher Belastung unterschiedlicher Intensität erst beginnend untersucht. Neue Daten weisen darauf hin, dass allgemein eine höhere sportliche Leistungsfähigkeit erreichbar ist, als traditionell empfohlen wird. Frühe Ergebnisse unikondylärer Knieprothesen übertreffen die bikondylärer Prothesen deutlich. Schulterendoprothesen zeigen entgegengesetzt zu Expertenempfehlungen die höchsten postoperativen Aktivitätslevel nach inverser und anatomischer TEP und die geringste Sportaktivität nach Hemiprothesen.
Schlussfolgerung Bisherige Expertenempfehlungen und faktische Möglichkeiten des Sportniveaus nach Endoprothesenimplantation divergieren z. T. erheblich. Es bleibt durch zukünftige Studien zu definieren, welches Sportniveau unter Verwendung moderner abriebarmer Gleitpaarungen und Prothesendesigns in welcher Sportart mit welcher Prothese ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis darstellt.