Stabilität, Bezugsnormorientierung und Auswirkungen derUrteilsgenauigkeit

Abstract

Zusammenfassung. Über die Stabilität, genauigkeitsbeeinflussende Faktoren und differenzielle Wirkungen des Lehrkrafturteils zur Schülerleistung ist noch relativ wenig bekannt. In einer Längsschnittstudie mit zwei Messzeitpunkten wurden diese Aspekte näher analysiert. An der Studie nahmen 294 Schülerinnen und Schüler der Realschule und deren 17 Mathematiklehrkräfte teil. Die Fünftklässler bearbeiteten standardisierte Mathematikleistungstests und Skalen zum wahrgenommenen Lehrkraftverhalten, während die Lehrkräfte die Testleistungen einschätzten und Fragen zur Bezugsnormorientierung beantworteten. Die Rangkomponente, die Übereinstimmung des Lehrkrafturteils mit den Schülerleistungen, verbesserte sich im Zeitraum eines halben Jahres signifikant. Sie korrelierte zudem positiv mit der kriterialen Bezugsnormorientierung. Die Genauigkeit des Lehrkrafturteils war prädiktiv für die Schülerleistung. In der Leistung überschätzte Schülerinnen und Schüler wiesen im Vergleich zu unterschätzten Schülerinnen und Schülern den größeren Leistungszuwachs auf und nahmen das Lehrkraftverhalten anders wahr. Lehrkräfte sollten sich ihrer Leistungsurteile und ihres Verhaltens stärker bewusst werden, um sich selbsterfüllende Prophezeiungen zu vermeiden.

The “big fish” from the teacher’s perspective: A closer look at reference group effects on teacher judgments.

“…Students coming from a high-achieving class will likely be underestimated, whereas students coming from a low-achieving class will likely be overestimated. Whereas being slightly overestimated by the teacher has proven beneficial, being underestimated (and sometimes also being strongly overestimated) is detrimental to students’ performance development (Alvidrez & Weinstein, 1999; Hinnant et al, 2009; Stang & Urhahne, 2016b; Zhou & Urhahne, 2013). This is also true for students’ motivational development (e.g., Zhou & Urhahne, 2013; Zhu et al, 2018).…”

“…However, studies have revealed only modest accuracy of teacher judgments of students’ absolute ability levels (i.e., absolute judgment accuracy). Many students (especially those with higher academic self-concepts and lower test anxiety) are strongly overestimated by their teachers, whereas others are notably underestimated (especially those with lower academic self-concepts and higher test anxiety; Urhahne et al, 2011; Zhu & Urhahne, 2015; also see Begeny et al, 2008, 2011; Bergold, 2014; de Boer et al, 2010; Feinberg & Shapiro, 2009; Spinath, 2005; Stang & Urhahne, 2016a, 2016b), potentially leading to unfavorable consequences for these students such as misplacement to educational programs or learning groups, negative motivational dynamics, inadequate tracking recommendations, and flattened academic development, both in the short term (Baker et al, 2015; Gentrup et al, 2020; Jussim, 1989) and in the long term (Alvidrez & Weinstein, 1999; Fischbach et al, 2013; Sorhagen, 2013). It is crucial to identify sources of bias in absolute teacher judgments to increase their accuracy.…”

“…There is some evidence supporting this hypothesis. For example, some longitudinal studies indicated that teacher judgment accuracy slightly increased over time (Laidra et al, 2006; Oerke et al, 2016; Ready & Wright, 2011; Stang & Urhahne, 2016b). This was also supported by studies using experimental designs (Südkamp et al, 2008) or making cross-sectional comparisons between teachers with lower and teachers with higher acquaintance with their class (Karing, 2009; Paleczek et al, 2017; but cf.…”

Beurteilung beim Übertritt von der Primar- in die Sekundarstufe I. Eine Analyse von Praxen und Herausforderungen für Lehrpersonen in zwei Schweizer Kantonen

“…-tendenzen empirisch belegt wurden (z.B. Dünnebier et al, 2009;Stang & Urhahne, 2016). Kritisch anzumerken ist zudem, dass sich die Hälfte der befragten Lehrpersonen die Abschaffung bzw.…”

“…So korrelieren Interessen der Lehrperson mit ihren diagnostischen Kompetenzen in bestimmten Fächern (Karing, 2009) und höhere kognitive Grundfähigkeiten der Lehrpersonen mit einer höheren Urteilsgenauigkeit (Kaiser et al, 2012). Auch scheint es Lehrpersonen besser zu gelingen, Leistungen in eine Rangreihe zu bringen, wenn sie die Lernenden über eine längere Zeit kennen (Stang & Urhahne, 2016). Zudem wurden subjektive Fehlerquellen bei der Praxis der Leistungsbeurteilung (Hesse & Latzko, 2017) und Referenzgruppeneffekte nachgewiesen (Südkamp & Möller, 2009).…”