Das fossile Kapital hinter der NSDAP»I paid Hitler« war die erste und offenste Antwort auf die bis heute wichtige Frage, wer Hitlers Aufstieg finanziert hat. Gegeben hat sie »der gewaltigste unter den Machthabern des Ruhrgebietes«, Fritz Thyssen, in einem mehrtägigen Interview in Südfrankreich im Frühjahr 1940. 1, 2 Sein politischer Zögling war ihm über den Kopf gewachsen und er hatte Deutschland kurz vor dem Überfall auf Frankreich verlassen, brüstete sich aber frank und frei, seinen Wahlkampf bezahlt und ihn an die Macht befördert zu haben. 3 Schon im September 1923 meinte er mit Blick auf Mussolinis Erfolg in Italien, es müsse auch in Deutschland »›ein Diktator gefunden werden, ausgestattet mit der Macht, alles zu tun, was nötig ist.‹ In seinen Kreisen orientierte man sich nun auf die römische Kombination von Putsch mit anschließender ›legaler‹ Machtübergabe.« 4 John Heartfield verspottete die Verbindung des Milliardärs mit dem sich als Bürgerschreck 1 Zu Thyssens Bedeutung 1933 siehe: Reiner Zilkenat: Das deutsche Großkapital, der »Keppler-Kreis« und die NSDAP. Eine unentbehrliche Vorgeschichte des 30. Januar 1933 2012, https://nrw-archiv.v vn-bda.de/bilder/keppler-kreis.pdf vom 24.07.2021, S. 8. 2 Emery Reves/Fritz Thyssen: I paid Hitler, London: Hodder and Stoughton Verlag 1941. Thyssen wurde in Frankreich vor dem deutschen Überfall von Reves an der Cote'd Azur mehrere Tage interviewt. Später bestritt er große Teile der Biographie und insbesondere ihren Titel. Reves gibt an, sie mitten im Krieg veröffentlicht zu haben, um Großbritanniens Untätigkeit während des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion zu skandalisieren und zu einem schnellen Angriff gegen Deutschland zu bewegen. 3 »Fritz Thyssen zählte wie Kirdorf zu den mächtigsten Exponenten der Schwerindustrie an Rhein und Ruhr. […] Seit der Bildung der Vereinigten Stahlwerke AG im Jahre 1926, des nach der United States Steel Corporation zweitgrößten schwerindustriellen Konzerns weltweit, amtierte er als Vorsitzender des Aufsichtsrates. Daneben war er stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der zum Flick-Imperium gehörenden Mitteldeutschen Stahlwerke AG. Weitere Aufsichtsratsmandate nahm er z.B. bei der Gelsenkirchener Bergwerks AG, den Siemens-Schuckert-Werken, bei den Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken (RWE), bei der Bremer Vulcan Schiffbau-und Maschinenfabrik und bei der UfA wahr. Außerdem war er Mitglied des Zentralausschusses der Deutschen Reichsbank sowie des Präsidiums des RDI und der Ruhrlade.« R. Zilkenat: Das deutsche Großkapital, der »Keppler-Kreis« und die NSDAP. 4 Gerhard Feldbauer: Im Namen der Fasci. Hitlers Vorbilder: Mussolini und seine Schwarzhemden, https://dasjahr1933.de/im-namen-der-fasci/vom 24.07.2021. 5 KPD im Exil (Hg.): Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitler-Terror, Paris 1933.