ZusammenfassungDieser Beitrag der Zeitschrift Gruppe. Interaktion. Organisation. (GIO) beschreibt eine auf gruppendynamischen Überlegungen beruhende Intervention, die im Rahmen der Lehre an Universitäten und Hochschulen eingesetzt werden kann. Ziel ist es, mittels Reflexion der Intervention Erkenntnisse über Organisationsdynamiken und -konflikte zu erlangen.Universitäten und Hochschulen sind Institutionen, die Wissen vermitteln und Bildung und Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen sollen. Dabei sind Lehrende und Studierende zueinander in eine hierarchische Beziehung gesetzt. Dies ist eine organisatorische Notwendigkeit, die aber auch, im Fall der Sozialwissenschaften, im Widerspruch zu einem gemeinsamen Erkunden sozialer Phänomene auf Augenhöhe steht. Lehrende und Studierende sind mit dem „Sei-selbstständig-Paradox“ konfrontiert. Studierende müssen gegebenen Vorgaben folgen, sich im normativen Rahmen bewegen, sollen sich jedoch gleichzeitig selbstständig und authentisch einbringen. Dies kann zu Konflikten führen, die aber oft nicht diskutiert werden. Damit verbleiben sie im System, was dazu führen kann, dass die Studierenden einem möglichen Double Bind ausgesetzt sind.In diesem Beitrag wird aufgezeigt, wie Studierende im Rahmen einer von uns als 49-Punkte-Intervention bezeichneten Methode die Möglichkeit bekommen, im Gegensatz zur üblichen hierarchischen Ordnung an der Gestaltung der eigenen Prüfung mitzuwirken. Dadurch werden übliche Grenzen aufgeweicht und institutionell gelöste Konflikte neu zur Diskussion gestellt. Es wird hier die Intervention kurz beschrieben, um dann potenzielle Konfliktdynamiken auf folgenden Ebenen aufzuzeigen: (a) intrapersonelle Ebene, (b) interpersonelle Ebene, (c) Ebene zwischen Studierenden und Dozenten, (d) Ebene der Sachzwänge des Systems, die sowohl Studierende als auch Dozenten betreffen