Zusammenfassung
Hintergrund
Das Angebot an Palliativversorgung hat in Deutschland stark zugenommen. Weitgehend unbekannt ist, wie viele Menschen am Lebensende welche palliativen Versorgungsformen in Anspruch nehmen und welche regionalen Unterschiede bestehen.
Methode
Retrospektive Kohortenstudie mit GKV-Routinedaten (BARMER) über Versicherte mit Sterbedatum im Jahr 2016: Anhand einer mindestens einmalig abgerechneten Leistung in den letzten 6 Lebensmonaten wurde die Inanspruchnahme allgemeiner ambulanter Palliativversorgung (AAPV), spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (SAPV) sowie stationärer Palliativ- und Hospizversorgung ermittelt. Erstmals wurden auch Abrechnungsziffern kassenärztlicher Vereinigungen und selektivvertragliche Sonderziffern für palliativmedizinische Leistungen sowie SAPV-Leistungsabrechnungen herangezogen.
Ergebnisse
Von den 95.962 Verstorbenen der Studienpopulation wurden bundesdurchschnittlich 32,7 % palliativ versorgt, mit Schwankungen zwischen 26,4 % in Bremen und 40,8 % in Bayern. AAPV-Leistungen wurden bei 24,4 % abgerechnet (16,9 % in Brandenburg bis 34,1 % in Bayern). SAPV-Leistungen erhielten 13,1 % (6,3 % in Rheinland-Pfalz bis 18,9 % in Brandenburg bzw. 22,9 % in Westfalen-Lippe mit abweichender SAPV-Praxis). Stationär palliativmedizinisch versorgt wurden 8,1 % (6,7 % in Schleswig-Holstein/Hessen bis 13,0 % in Thüringen), Hospizleistungen wurden für 3,3 % abgerechnet (1,6 % in Bremen bis 5,6 % in Berlin).
Diskussion
SAPV wird häufiger in Anspruch genommen als bisher berichtet, AAPV ist rückläufig. Die jeweilige Inanspruchnahme scheint weniger durch objektiven Bedarf als durch regionalspezifische Rahmenbedingungen begründet. Die Weiterentwicklung der Palliativversorgung sollte zukünftig neben Bedarfskriterien mehr an Outcomes sowie dafür relevanten Rahmenbedingungen orientiert werden.