Die Erfolge der Textilchemie wurden meist mit Hilfe chemischer Methoden erreicht. Erst in letzter Zeit werden textilchemische Probleme mehr und mehr auch physikalisch-chemisch untersucht. Da es sich hierbei meist nicht um Einzelprozesse handelt, ist eine exakte quantitative Untersuchung sehr erschwert. Die vorliegende Arbeit sol1 die grol3e Zahl der bei einer textilchemischen Farbung nebeneinander ablaufenden Vorgange einzeln erkennen lassen und die Wirkung ihrer gegenseitigen Kopplung untersuchen. Zugleich liegt damit ein Beispiel fur den experimentell wenig untersuchten Fall gekoppelter Reaktionen vor, wie sie vor allem auch in der Biochemie, bei Reaktionen in Losungen oder bei der Katalyse eine Rolle spielen.
A. UberblickAbb. 1 gibt einen Uberblick iiber die groBe Zahl von Vorgangen, an die wit beim Farben denken miissen. Der H a u p t v o r g a n g ist die W e c h s e l w i r k u n g d e s F a r bs t o f f e s rnit d e r F a s e r (1). Sie kann physikalisch-chemisch durch die thermodynamische A f f i n i t a t beschrieben werden. Die Affinitat sagt uns, wie groB die Farbstoff-Konzentration in der Faser-Randzone irn Verhaltnis zur Farbstoff-Konzentration in der Farbflotte ist. Im Gleichgewichtszustand, den wir beim Farben allerdings nicht immer erreichen, wird die Randkonzentration gleich sein der Farbstoff-Konzentration im Faserinnern.