Biradikale sind Moleküle mit zwei ungepaarten Elektronen, die sich in zwei nahezu entarteten, nicht-bindenden Molekülorbitalen befinden. [1] Beide Elektronen kçnnen entweder antiparallelen Spin besitzen, entsprechend einem offenschaligen Singulettzustand, oder aber parallelen Spin mit einem Triplettzustand. [2] Aufgrund der beiden ungepaarten Elektronen beobachtet man solche Biradikale gewçhnlich nur als transiente Spezies in Bindungsbruch-bzw. Bindungsbildungsprozessen. Die Einführung eines sterisch anspruchsvollen Substituenten, der eine Bindungsbildung oder Dimerisierung verhindern kann, Delokalisation sowie Substitution von C-Atomen durch geeignete Hauptgruppenelemente kann zu einer beachtlichen Stabilisierung solcher Biradikale führen, was jedoch zu Lasten eines abnehmenden Biradikalcharakters geht. Daher erscheint die Bezeichnung solcher stabilisierter Spezies als Biradikaloide geeigneter. [3, 4] Singulettbiradikale haben gewçhnlich eine relativ kleine Singulett-Triplett-Lücke. Eine Zunahme der Biradikalstabilität erhält man durch eine Vergrçßerung der HOMO-LUMO-Lücke, was wiederum zu einer grçßeren Singulett-Triplett-Lücke führt bzw. zu einer geringeren Besetzung des LUMO. [1] Wenn jedoch die Besetzungzahl des LUMO null erreicht, liegt letztlich eine geschlossenschalige Singulettspezies vor, die weder als Biradikal noch als Biradikaloid aufzufassen ist.Unserem Interesse an der Heterocyclenchemie der 15. Gruppe folgend [5] haben wir die Reaktion von viergliedrigen Ringen des Typs [XE(m-NR)] 2 (E = Element der 15. Gruppe, X = Halogen) mit verschiedenen Reduktionsmitteln wie [Cp 2 Ti(btmsa)] (Cp = Cyclopentadienyl, btmsa = Bis(trimethylsilyl)acetylen = Me 3 SiCCSiMe 3 ), [6] [{Cp 2 TiCl} 2 ] oder Mg näher untersucht. [7] Bei gleichzeitiger Chloridabstraktion sollte die Reduktion von cyclo-1,3-Dipnicta(III)-2,4-diazanen [ClE(m-NR)] 2 , [8] die über sperrige Substituenten R (R = Terphenyl = Ter = 2,6-Mes 2 -C 6 H 3 , Mes = 2,4,6-Me 3 C 6 H 2 ) [9] ver-fügen (Schema 1), zu bemerkenswert gespannten Ringstrukturen des Typs [E(m-NR)] 2 mit zwei lokalisierten Radikalzentren führen. Das einzig bekannte Beispiel eines [P(m-NR)] 2 -Biradikaloids enthält zwei nahe beieinander liegende Radikalzentren, was einer stark geweiteten Einfachbindung ähnelt. [7] Biradikaloide des Typs [E(m-NR)] 2 kçnnen ausgehend vom kurzlebigen cyclo-Butandiyl [HC(m-CH 2 )] 2 durch formale, isolobale Substitution von CH durch E abgeleitet werden (Schema 2). Bahnbrechende Arbeiten auf diesem Gebiet wurde von Niecke et al. am Beispiel des [ClC-(m-PMes*)] 2 [10] und später für eine Reihe verschiedener Derivate durchgeführt. Darüber hinaus wurde über ein 1,3-Dibora-2,4-diphospha-cyclo-butan-1,3-diyl [tBuB(m-PiPr 2 )] 2 von Bertrand et al. berichtet. [11] Die Gruppen von Power und Lappert isolierten die ersten Biradikaloide mit schweren Elementen der 14. Gruppe: [RE(m-NR')] 2 (E = Sn, Ge; [ClSn(m-N-SiMe 3 )] 2 [12]und [RGe(m-N-SiMe 3 )] 2 (R = 2,6-Dipp 2 C 6 H 3 , Dipp = 2,6-iPr 2 C 6 H 3 )). [13] Erst kürzlich gelang den Schema 1. Synthese vierg...