Zusammenfassung
Hintergrund Eine der gesundheitspolitischen Herausforderungen liegt in
der Gewährleistung der flächendeckenden Notfallversorgung in
Deutschland. Als Lösungsansatz für die aktuellen Probleme werden
telemedizinische Anwendungen vermutet. Eine dieser Innovationen ist das
Telenotarzt-System, welches die Arbeitsabläufe der unterschiedlichen
Akteure in der prähospitalen Notfallmedizin verändert. Ziel der
Studie ist es zu ermitteln, wie die Potenziale des Telenotarzt-Systems von
Mitarbeitern der Einsatzleitstellen in Deutschland bewertet werden.
Methode In der Querschnittsstudie wurden bundesweit Mitarbeiter von
Einsatzleitstellen mithilfe eines onlinebasierten Fragebogens befragt. Die
Ergebnisse werden in einer Subgruppenanalyse nach dem Kenntnisstand zur
Innovation, entweder (sehr) gering oder (sehr) hoch, veranschaulicht. Zur
Ermittlung von signifikanten Unterschieden zwischen den Subgruppen wurden
Korrelationsanalysen durchgeführt. Die Datenauswertung erfolgte mit
Microsoft Excel 2013 und IBM SPSS Version 25.
Ergebnis Die Rücklaufquote betrug 69,04%. Von den
Befragten geben 76,23% an, dass sie eine relevante Zeitersparnis durch
das Telenotarzt-System vermuten. Eine schnellere Transportfähigkeit der
Patienten wird von 57,38% angenommen. Die Chance von Kosteneinsparungen
im Gesundheitswesen wird von 51,64% der Befragten nicht gesehen.
Signifikante Bewertungsunterschiede ergaben sich bezüglich der
vermuteten Zeitersparnis (p=0,004), der schnelleren
Transportfähigkeit (p=0,009) und der Kosteneinsparung
(p=0,0004). Als mögliches Risiko vermuten 64,71% einen
erhöhten Dokumentationsaufwand. Dass Patienten während des
Telenotarzt-Einsatzes ausreichend über die datenschutzrechtlichen
Bestimmungen informiert werden, wird von 56,41% der Befragten nicht
angenommen. Die Erhöhung des Dokumentationsaufwandes (p=0,02)
und die ausreichende Information der Patienten über
datenschutzrechtliche Bestimmungen (p=0,015) wurden signifikant
unterschiedlich bewertet. 90,98% der Befragten beurteilen das
Telenotarzt-System als sinnvoll. Mit 47,62% wird die ländliche
Region als primär notwendige Einsatzregion genannt. 36,29% der
Teilnehmer gaben an, dass die Implementierung eines Telenotarzt-Systems im
eigenen Gebiet geplant sei.
Schlussfolgerung Insgesamt wird das Telenotarzt-System unter den
Mitarbeitern der Einsatzleitstellen als sinnvoll in der prähospitalen
Notfallrettung erachtet. Implementierungspotenziale in der eigenen Region
vermutet die Mehrzahl der Teilnehmer jedoch nicht.