ZusammenfassungDie Studie legt Normdaten für funktionsbezogene Kraft- und
Aktivierungswerte während Flexion und Extension des Oberkörpers
an gesunden Vergleichspersonen beiderlei Geschlechts in unterschiedlichen
Altersgruppen vor. Dafür wurden jeweils 25 weibliche und
männliche Personen in den Altersgruppen 20–40 Jahre (Junge),
sowie 50–70 Jahre (Ältere) untersucht. Die Untersuchungen wurden
in aufrechter Körperhaltung mit 100% des
Oberkörpergewichts (90° Kippung), sowie während
isometrischer Maximalkraftversuche, jeweils in Flexions- und Extensionsrichtung
durchgeführt. Als funktionsbezogener Kraftwert wurde das
Verhältnis zwischen den Werten während der Maximalkraftversuche
und 100% Oberkörpergewichts- Halteübung als
Oberkörper-Kraftverhältnis (OKKV), bzw. für das
Oberflächen-EMG von Rumpfmuskeln als Muskel
Aktivierungsverhältnis (MAV) bestimmt. Weiterhin wurde das Extensions-
zu Flexionsverhältnis der maximalen Kraftwerte bestimmt (Ex-Flex-Ratio).
Generell waren die funktionellen Kraftwerte der Männer (OKKV Extension,
Junge: 2,37±0,36; Ältere: 2,12±0,55, OKKV Flexion,
Junge: 1,95±0,36; Ältere: 1,94±0,46) signifikant
höher als die der Frauen (OKKV Extension, Junge: 1,98±0,32;
Ältere: 1,60±0,38, OKKV Flexion, Junge: 1,52±0,27;
Ältere: 1,59±0,33). Im Altersvergleich konnten für beide
Geschlechter nur für die ältere Gruppe und hier nur für
die Extensions-OKKV signifikant niedrigere Werte nachgewiesen werden
(p<0,01). Infolge dessen fiel die Ex-Flex-Ratio für die
älteren Probanden ab, wies aber nur für die untersuchten Frauen
signifikante Altersunterschiede auf (Männer, Junge: 1,24±0,02,
Ältere: 1,12±0,28; Frauen, Junge: 1,33±0,26,
Ältere: 1,03±0,27, p<0,01). Die MAV-Werte können
seriös nur für die untersuchten Rückenmuskeln
interpretiert werden. Die Werte waren hier erneut in der älteren Gruppe
signifikant niedriger als in der jungen Gruppe. Geschlechtsunterschiede waren
nur für den M. longissimus (w<m p<0,01, beide
Altersgruppen), nicht aber für den M. multifidus nachweisbar. Im
Wertevergleich zwischen OKKV und MAV konnten altersgruppenspezifische
Unterschiede mit OKKV<MAV für die Jungen und OKKV>MAV
für die älteren Probanden identifiziert werden. Anhand der
vorgestellten Daten konnte ein funktioneller Kraftverlust der
Rückenmuskulatur mit zunehmendem Alter bei gesunden Probanden
nachgewiesen werden, nicht jedoch für die Bauchmuskulatur. Die ebenfalls
ermittelten Oberflächen-EMG-Kennwerte geben Hinweise auf eine
veränderte Faserzusammensetzung der Rückenmuskulatur für
ältere Personen.