Harzsch, S. The architecture of the nervous system provides important characters for phylogenetic reconbstructions: Examples from the Arthropoda 33Mayr, G. The contribution of fossils to the reconstruction of the higher-level phylogeny of birds 59Schneider, H. Plant morphology as the cornerstone to the integration of fossil and extant taxa in phylogenetic systematics 65 Die beiden ersten Beiträge von Tautz und Sudhaus nehmen eine Sonderstellung ein. Sie behandeln das Thema sehr umfassend und allgemein. Sie werfen die Frage nach dem Stellenwert und der Berechtigung morphologischer Forschung im phylogenetischen Rahmen auf. Sie fallen auch dadurch auf, dass sie nicht nur auf Deutsch gehalten wurden, sondern auch in dieser Sprache niedergeschrieben wurden. Selbstverständlich publiziert man heute auf Englisch, will man international wahrgenommen werden. Aber es muss auch möglich sein, wichtige Gedankengänge und Positionen in der Sprache auszudrücken, die man in ihren Feinheiten beherrscht und die möglicherweise auch andere außerhalb des wissenschaftlichen Zirkels erreicht.Diethard Tautz (Köln) referierte einleitend über das Thema "Morphologie versus DNA-Sequenzen in der Phylogenie-Rekonstruktion". Es war eine glückliche Wahl, Tautz als Redner vorzusehen. Er kommt von der Entwicklungsbiologie her und hat mit einigen Artikeln zur Molekularsystematik der Arthropoden Furore gemacht. Wie man besonders aus seinem bekannten Artikel in "Nature" (Friedrich & Tautz 1995) ersehen kann, hat er dabei die morphologischen Merkmale und Argumente und die möglichen Konflikte mit den molekularen Stammbäumen klar vor Augen. Tautz ist zur Zeit Präsident der Deutschen Zoologischen Gesellschaft (DZG) und war bis vor 4 kurzem Sprecher des DFG-Schwerpunkts "Evolution entwicklungsbiologischer Prozesse". Er kennt also die Strömungen in der Wissenschaftspolitik genau und weiß um die Geringschätzung der phylogenetisch orientierten Morphologie durch viele seiner Kollegen.In dem Vortrag wurden mehrere Thesen aufgestellt und sehr klar (und manchmal bewusst überspitzt) herausgearbeitet. Man hatte oft das Gefühl, dass bei den Zuhörern Kopfnicken und Stirnerunzeln abwechselten. Morphologen unterstellen den Molekularsystematikern leicht -ob zu Recht oder Unrecht sei dahingestellt -, dass sie, ähnlich wie manche Pattern-Cladisten, vielleicht nicht einmal Artbildung und Evolution als Grundvoraussetzung für ihre formalen Diagramme ansehen und dass sie ihre ständig wechselnden "Trees" eher als Spielmaterial, nicht als ein Ringen um die beste Annäherung an das wirkliche historische Geschehen betrachten. Da ist es eine große Erleichterung, aus berufenem Munde so klare und unzweideutige Aussagen zu hören wie: Es hat nur eine evolutionäre Historie gegeben, oder: Die Phylogenierekonstruktion ist eine zentrale Aufgabe der Evolutionsbiologie, oder: Es gibt keine hypothesenfreie Phylogenierekonstruktion.Ein wichtiges Anliegen des Vortrags war die These, dass es für die Herausbildung morphologischer und molekularer Merkmale, ihre Übereinstimmungen wie ihre Untersc...