Zusammenfassung
Hintergrund Blutungsereignisse in der Chirurgie stellen ein Problem dar
und können zu Revisionsoperationen und Blutungsanämie
führen, welche zum Teil mittels Bluttransfusionen therapiert werden
müssen. Tranexamsäure ist ein antifibrinolytischer Wirkstoff,
der bereits für die Prävention und Therapie von perioperativen
Blutungen aus der Orthopädie, kardiovaskulären Chirurgie sowie
Gynäkologie bekannt ist. In der Plastischen Chirurgie nimmt die
Anwendung von Tranexamsäure an Popularität zu und wurde bereits
in einzelnen Studien beschrieben.
Material und Methoden Es wurde eine Literaturrecherche mit Hilfe der
Datenbank MEDLINE der National Library of Medicine (NLM) der Vereinigten Staaten
durchgeführt. Dabei wurden Schlagwörter „Tranexamic acid
in plastic surgery“, „intravenous tranexamic acid in plastic
surgery“, „topical tranexamic acid in plastic surgery“
sowie „subcutaneous tranexamic acid in plastic surgery“
verwendet. Die Suche wurde auf den Zeitraum 2010 bis 2023 begrenzt. Die Arbeiten
wurden nach Evidenzgrad, Aussagekraft und Verfügbarkeit analysiert und
in 3 Gruppen für die topische, intravenöse oder subkutane
Anwendung von Tranexamsäure aufgeteilt. Es wurden randomisierte
kontrollierte Studien sowie nicht randomisierte pro- und retrospektive
Kohortenstudien in die systematische Überprüfung inkludiert.
Studien aus anderen Fachbereichen, Review Artikel, technical notes,
experimentelle Studien, Briefe an den Editor, Kommentare und Case reports wurden
exkludiert.
Ergebnisse Die Literaturrecherche ergab insgesamt 135 Arbeiten. Davon
wurden 56 Arbeiten als relevant für die Plastische Chirurgie beurteilt.
Nach weiterer Analyse wurden 41 Arbeiten anhand der oben beschriebenen
Exklusionskriterien ausgeschlossen. 15 Studien wurden letztendlich in die
vorliegende Arbeit inkludiert und daraus Empfehlungen für die
Anwendungsmöglichkeiten wie intravenöse, topische und subkutane
Applikation von Tranexamsäure, inklusive der Indikationen,
Kontraindikationen und Dosierungsformeln erarbeitet.
Diskussion Die aktuelle Studienlage über die Anwendung der
Tranexamsäure ist zwar limitiert, jedoch zeigen die Ergebnisse mehr
Vorteile als Nachteile für die perioperative Anwendung. Die Etablierung
der Anwendung von Tranexamsäure in der Plastischen Chirurgie
könnte die Reduktion der perioperativen Blutung sowie das
präzisere Operieren erleichtern und eine zügige Entfernung von
Drainagen ermöglichen. Jedoch sind nach der Analyse von Nutzen- und
Risikofaktoren weitere randomisierte Kontrollstudien für die Anwendung
in der Plastischen Chirurgie erforderlich.