Zusammenfassung
Hintergrund Die Rehabilitation nach leichter, sportbedingter Gehirnerschütterung erfordert eine komplexe Behandlung unter Berücksichtigung der muskuloskelettalen, insbesondere zervikogenen, und vestibulären Beteiligung. Das empfohlene Rehabilitationskonzept der vollständigen Ruhe bis zur Beschwerdefreiheit wird inzwischen neu bewertet. Aktuelle Studien deuten auf positive Auswirkungen einer frühen Mobilisierung und multimodaler Physiotherapie hin. Der medizinische Nutzen ausgewählter manualtherapeutischer Techniken wird in mehreren klinischen Studien untersucht. Bisher konnten jedoch keine eindeutigen Empfehlungen für manualtherapeutische Techniken nach einer Gehirnerschütterung ausgesprochen werden.
Ziel Analyse und Zusammenfassung vorhandener randomisiert kontrollierter Studien (RCTs) zur Untersuchung der Wirksamkeit manualtherapeutischer Techniken in Kombination mit vestibulärer Rehabilitation auf Symptomfreiheit und Wiedererlangung der sportlichen Belastbarkeit bei Patienten nach sportbedingten Gehirnerschütterungen.
Methode Systematische Recherche in den Datenbanken ClinicalTrials.gov, WHO-ICTRP, EBSCO, PubMed und PEDro mit den Suchbegriffen concussion, physiotherapy, manual therapy und mild traumatic brain injury. Eingeschlossen wurden RCTs zur Untersuchung manualtherapeutischer Techniken nach sportbedingten Gehirnerschütterungen oder milden Formen eines Schädelhirntraumas. Die Bewertung der methodischen Qualität erfolgte Anhand der PEDro-Skala.
Ergebnisse Publikationen zu 2 RCTs mit guter und moderater methodischer Qualität (PEDro-Skala: 7–8/10 Punkten) sowie eine Folgestudie wurden inkludiert. Als primärer Outcome-Parameter wurde in allen Studien der Zeitraum der ärztlichen Freigabe zur Rückkehr zum Sport angegeben. Sekundäre Outcome-Parameter bezogen sich auf Symptomfreiheit, Postconcussion Scale, Numeric Pain Rating Scale, Balance Confidence Scale, Dizziness-Handicap-Index, Sport Concussion Assessment Tool 2 und Joint-Position-Error-Test. Die Ergebnisse aller inkludierten Studien ergaben signifikante Unterschiede zugunsten der Interventionsgruppen. Die eingeschlossenen klinischen Studien waren jedoch in Bezug auf Design, Methodik und Auswahl der Techniken heterogen, was einen direkten Vergleich erschwerte.
Schlussfolgerung Abgeschlossene klinische Studien deuten darauf hin, dass manualtherapeutische Techniken als Teil eines multimodalen Rehabilitationsprogramms nach Gehirnerschütterungen und leichten Schädelhirntraumata von Nutzen sein können. Aufgrund der geringen Anzahl an RCTs und deren heterogenen Studiendesigns ist eine Bewertung der Wirksamkeit spezifischer manualtherapeutischer Techniken derzeit nicht möglich. Weitere hochwertige Studien sind erforderlich.