ZusammenfassungFür das Verständnis und den Schutz von Ökosystemen ist die Kenntnis von in diesen vorkommenden Arten wichtig. Die Artenkenntnis von Schüler:innen in Deutschland hat in den letzten Jahren abgenommen. Als ein Grund dafür wird in der Literatur die mangelnde Artenkenntnis von Lehrkräften angeführt, allerdings ist diese bisher nur wenig erforscht. Da vor allem dem Biologieunterricht für die Vermittlung von Artenkenntnis eine besondere Relevanz zukommt, liegt es im Erkenntnisinteresse der biologiedidaktischen Forschung, die Artenkenntnis von angehenden Lehrkräften zu untersuchen. In dieser Studie wurde mit einer inhaltlichen Bezugnahme zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer ein heimisches Ökosystem ausgewählt, welches sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Bereich ein hohes Potenzial für die Bildung für nachhaltige Entwicklung besitzt. Insgesamt wurden 206 Lehramtsstudierende der Unterrichtsfächer Biologie und Sachunterricht (M = 23,4 Jahre) mit Zeichnungen zu ihrer Kenntnis von 18 Tierarten aus diesem Ökosystem befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Artenkenntnis im Durchschnitt gering ist. Die mit Abstand bekannteste Tierart ist die Silbermöwe, der Bäumchenröhrenwurm ist hingegen nahezu unbekannt. Ein ungepaarter t-Test belegt, dass es zwischen der Artenkenntnis von Bachelor- und Masterstudierenden keinen signifikanten Unterschied gibt. Zudem illustrieren weitere ungepaarte t-Tests den signifikanten Einfluss von privaten Erfahrungen im Wattenmeer auf die Artenkenntnis, ein Einfluss von Erfahrungen aus der eigenen Schulzeit ist hingegen nicht vorhanden. Aus einer Korrelationsanalyse geht der positive Zusammenhang zwischen der Artenkenntnis und der Naturverbundenheit hervor. Im Allgemeinen wird von den angehenden Lehrkräften die Relevanz der Artenkenntnis für Lehrer:innen als eher hoch und für Schüler:innen als eher gering sowie das Wattenmeer als geeigneter außerschulischer Lernort beurteilt.