Es sei vorweggenommen, daD sich die Cycloaddition des Phenylazids an Norbornen (1) bei 25" 5600mal rascher vollzieht als die an Cyclohexen. Die Winkelspannung von 1 iiuI3ert sich in einer Hydrierungswiinne, die diejenige des Cyclohexens deutlich libersteigtt).
1) Versuche Munchen 1961/62.2) Aus der Dissertat. G. Mu//er, Univ. Miinchen 1962. 3) Versuche Munchen 1959. 4) Aus der Dissertat. C. Szeimies, Univ. Munchen 1964. 5) Fellow der CIBA-Foundation (London), 1962-1964. 6 ) XXI. Mitteil.: R. Huisgen und J. P. Amelme, Chem. Ber. 98, 2998 (1965. 7) K. AIder und G. Stein.7a) LiebigsAnn.Chem. 485,211 (1931);7b) 501,1 (1933); 7~) 515, 165 (1935). 8 ) R. B.-Turner, W. R. Meador und R. E. Winkler, J. Amer. chem. SOC. 79,4116 (1957 Die Signale der 3 a-und 7a-standigen Protonen von 2 erscheinen als symmetrische Dubletts mit J = 9.3 Hz (Abbild. 1). Das Fehlen weiterer Aufspaltung ist nur mit der endo-Stellung des 3a.7a-Wasserstoffs, also mit einer exo-Addition des Phenylazids vereinbar.Die Norbornen-Addukte 3 -7 substituierter Phenylazide und des Benzylazids zeigen ganz entsprechende Dubletts fiir die 3a-und 7a-stiindigen en&-Wasserstoffatome (Tab. 1). Die jeweilige Zuordnung zur 3a-und 7a-Stellung griindet sich auf den Vergleich von 2 mit 7. Das bei hoherem Feld erscheinende Dublett ist im Benzylazid-Addukt 7 um +0.57 T verschoben, das zweite Dublett dagegen nur um +0.17 T; letaeres mu0 daher dem vom Substituenten R entfernteren Proton in 3a-Stellung zugehoren. Der doppelt gebundene Stickstoff entfaltet also in 3 a-Stellung eine geringere Abschirmung als der substituierte Stickstoff in 7a-Position.
Abbild. 2. Kernmagnetisches Resonanzspektrum des Aziridins 10 in Deuterochloroform bei 60 MHz mit Tetramethylsilan als innerem StandardUber den Strukturbeweis hinaus bieten NMR-Spektren der Aziiidine (Abbild. 2, Tab. 2) interessante Phanomene. Die 2.4-endo-Protonen erscheinen als scharfes Singulett bei 7.78-7.80 T fur die N-Aryl-aziridine 10-12, bei 8.43 T fur den N-BenzylAbkommling 13. Auch die Briickenkopf-Wasserstoffatome treten jeweils als Singulett auf, was die Symmetrie der Aziridine 10-13 unterstreicht. Die Anisotropie der Abschirmwirkung des 3gliedrigen Ringes (Ringstrom) hat zur Folge, dal3 die r-Werte des 2.4-endo-Wasserstoffs grokr sind als die des Briickenkopf-Wasserstoffs. Bei der Cycloaddition wird also die Mehrung der Ladungstrennung vermieden. Der MehnentrenprozeD erfordert andererseits eine strenge Orieiitiemng der Komponenten und muD mit einer ungiinstigen Entropiebilanz erkauft werden. Tatsiichlich beobachteten wir fiit die Anlagerung des Phenylazids an Norbornen eine grok negative Aktivierungsentropie bei nur maBigem Enthalpiebedarf (Tab. 5).