Zielsetzungen und Ergebnisse von Untersuchungen uber den Angriff von Metallen und Legierungen durch Gase bei hoheren Temperaturen im Anschlui3 an die 1920 erschieiiene Arbeit von Tamman uber das parabolische Zeitgesetz werden zusamnienfassend dargestellt.
I. Die Oxydation reiner MetalleVor 50 Jahren veroffentlichte Tammunn (1) eine kurze aber bedeutungsvolle Arbeit ,,Ober Anlauffarben von Metallen", in der das parabolische Zeitgesetz fur die Reaktion von Metallen mit nichtmetallischen Elementen wie Sauerstoff, Halogen oder Schwefel unter Bildung von porenfreien Deckschichten aufgrund einfacher allgemeiner Voraussetzungen theoretisch abgeleitet und anhand von Daten fur die Reaktionverifiziert wurde. Die beiden Reaktanten Silber und Joddampf sind nadi einer kurzen Induktionsperiode durch eine praktisch porenfreie Deckschicht von festem Silberjodid raumlich voneinander getrennt. Die Reaktion kann daher iiur fortschreiten, wenn mindestens einer der Reaktanten, Silber oder Jod, durch die Ag J-Schicht hindurch diffundiert. Im Sinne eines Grenzfalles hat Tammunn angenommen, dai3 an den beiden Phasengrenzen Ag(s)/ Ag J(s) und Ag J(s)/Gas lokales thermodynamisches Gleichgewicht eiiigestellt ist, so dai3 die Konzentrationen der diffundierenden Spezies an den beiderseitigen Grenzen der Ag J-Schicht zeitunabhangig vorgegeben sind und speziell die Diffusion von Jod in AgJ der zeitbestimmende Teilvorgang fur den Fortschritt der Gesamtreaktion (1) ist. Nach dem 1. Fickschen Gesetz ist die Diff usionsgeschwindigkcit proportional dem Konzentrationsgefalle, d. h. bei vorgegebenen Konzentrationen an den Phasengrenzen umgekehrt proportional der jeweiligen AgJ-Schichtdicke Ax. Damit folgt fur die Zunahme voii Ax pro Zeiteinheit als Mai3 der Diffusionsgeschwindigkeit niit kT als Proportionalitatskonstante (= Tanzmunnsche Reaktionskonstante) (2) dAxkT dt Ax Durch Integration init Ax = 0 fur t = 0 als unterer Grenze ergibt sich oder (AX)' = 2 kTt ( 3 )