ZusammenfassungLernen begleitet uns unser Leben lang, von der frühkindlichen Bildung über Schule, Ausbildung und Universität bis hin zum Lernen im Beruf. Vieles von dem, was wir lernen, wird aber rasch wieder vergessen. Die Nutzung von Übungstests ist eine Lernstrategie, die zum Erwerb nachhaltigen Wissens beiträgt, also Wissen, das dauerhaft zur Verfügung steht und abgerufen werden kann, wenn es benötigt wird. In einem Zyklus mit drei Experimenten im Rahmen regulärer Psychologievorlesungen im Lehramtsstudium wurde erforscht, ob der positive Effekt von digitalen (Online-)Übungstests auf das Behalten (Testungseffekt) von Personen- oder Situationsmerkmalen abhängt und auch das Behalten von Vorlesungsinhalten fördert, die nicht direkt getestet wurden (Transfer). In Experiment 1 lag der Schwerpunkt auf Lernermerkmalen wie Motivation, Prüfungsängstlichkeit oder Vorwissen als potenziellen Moderatoren. Experiment 2 befasste sich mit Transfereffekten auf Vorlesungsinhalte, die in den Übungstests nicht direkt enthalten waren. In Experiment 3 wurde untersucht, ob eine metakognitive Aktivierung den Testungseffekt noch verstärken kann. Alle drei Experimente wurden mit Lehramtsstudierenden durchgeführt und hatten einen ähnlichen Aufbau: Die Studierenden nahmen regulär an ihren universitären Veranstaltungen teil (Lernphase), beantworteten im Nachgang online Fragen zur Sitzung (Übungstests) und wurden zu einem späteren Zeitpunkt nochmals abgefragt (kriterialer Test). Der Testungseffekt konnte in allen drei Experimenten nachgewiesen werden, allerdings nur für direkt getestetes Wissen. Transfereffekte für verwandtes, nicht getestetes Wissen traten nicht auf. Weder Lernermerkmale noch die metakognitive Aktivierung schienen einen Einfluss auf die Effektivität des Testens zu haben. Der Testungseffekt scheint also eine sehr wirksame Lernstrategie zu sein, die sich sinnvoll und in Form von Online-Übungstests auch ökonomisch in der Hochschullehre einsetzen lässt und unabhängig von Lernermerkmalen zu besseren Lernergebnissen führt. Die Übungstests sollten aber die gesamte Bandbreite relevanter Inhalte abdecken, da Transfereffekte zu nicht getesteten Inhalten nicht zu erwarten sind.