“…Diesen Widerspruch führt er darauf zurück, dass bei dem Versuch, eben beides »in einer Theorie zusammenzudenken, Schiller demnach der ästhetischen Erziehung zwei sich widersprechende Ziele [setzt], den ästhetischen Zustand als bloße Bestimmbarkeit, als moralische Unentschiedenheit -und als höchste Vollendung der Subjektivität.« 54 Das erste Ziel äußere Schiller in der Formulierung im 23. Brief: »Mit einem Wort: es giebt keinen andern Weg, den sinnlichen Menschen vernünftig zu machen, als daß man denselben zuvor ästhetisch macht.« 55 Das zweite widerspreche diesem insofern, als Schiller bereits den ästhetischen Zustand als denjenigen erachte, in dem der »Begriff der Menschheit vollendet ist« 56 Die These der Utopie ist in der Forschung der 1980er Jahre verbreitet. Rolf Grimmingers Einschätzung der ›Utopie der vernünftigen Lust‹ bezieht sich generell auf das Projekt der 18.-Jahrhundert-Ästhetiken, deren gemeinsame Aufgabe darin begründet sei, die ›Lust‹, die in der irrationalen Bedürfnisnatur des Menschen angelegt ist, mit der (moralisch) vernünftigen Ordnung zu verbinden.…”