Zusammenfassung: Grundlagen: Obwohl das „Alter” an sich für „große chirurgische Eingriffe” keine Kontraindikation darstellt, nimmt die Bereitschaft niedergelassener Ärzte Patienten > 75 Jahre dem Chirurgen zu überweisen, mit zunehmendem Patientenalter ab.
Methodik: 55 von 727 Patienten (7,6 %; 47 Frauen, 8 Männer), die in den Jahren 1995 bis 1999 an der Schilddrüse operiert wurden, waren 75 Jahre oder älter (Durchschnittsalter: 79,9 ± 4,1 Jahre; median: 78 Jahre). Retrospektiv wurden Operationsindikation, prä‐, peri‐ und postoperativer Verlauf, Morbidität und Mortalität des Schilddrüseneingriffes und postoperativer klinischer Langzeitverlauf analysiert.
Ergebnisse: 30 Patienten (54,5 %) wurden wegen hochgradigen Malignitätsverdachts, 25 Patienten (45,5 %) wegen sehr großer Knotenstrumen mit entsprechenden mechanischen Beschwerden zur Operation zugewiesen (aufgeschobene Dringlichkeit: 54; Akutoperation: 1; totale Thyreoidektomie: 37; davon mit partieller Sternotomie: n = 3; fast totale Thyreoidektomie: 3; Hemithyreoidektomie: 7; subtotale beidseitige Resektion: 5; Exstirpation eines Lokalrezidivs bei Schilddrüsenkarzinom: 3; gutartige Struma nodosa: 35; maligne Struma: 20 – Anteil anaplastischer Schilddrüsenkarzinome: 33,3 %). 45 Patienten (81,8 %) hatten eine oder mehrere interne Begleiterkrankungen.
Bei zwei Patienten traten permanente chirurgisch bedingte Komplikationen (einseitige Rekurrensparese: 1; Hypoparathyreoidismus: 1; Morbidität gesamt: 3,6 %) auf. Kein Patient ist perioperativ verstorben.
Die mediane Nachbeobachtungszeit beträgt 44 Monate. Die geschätzte 5‐Jahresüberlebensrate bei gutartiger Struma lagt bei 65,2 ± 11,6 %, bei Struma maligna bei 55,0 ± 12,6 %.
Schlußfolgerungen: Schilddrüsenchirurgie kann beim älteren Patienten (≥ 75 Jahre) mit geringer Mortalität und akzeptabler Morbidität durchgeführt werden. Garant für den Erfolg sind eine individuelle Risikoabschätzung und eine sorgfältige präoperative interne Vorbereitung (sehr häufig interne Begleiterkrankungen) gekoppelt mit der Möglichkeit einer intensivmedizinischen postoperativen Überwachung.