Welche Substanzklassen eignen sich am besten als Werkzeuge für chemisch‐biologische Forschung und als Inspiration für medizinalchemische Projekte? Der chemische Strukturraum ist riesig und kann durch Synthese von Verbindungen nicht vollständig exploriert werden. Daher werden Methoden benötigt, mit deren Hilfe die biologisch relevanten Anteile des chemischen Strukturraums identifiziert und kartiert werden können. Die mit diesen Methoden erzeugten Hypothesen inspirieren dann Syntheseprogramme, um die biologisch relevanten Teile des Strukturraumes mit realen Verbindungen zu füllen. Die Biologie‐orientierte Synthese baut darauf auf, dass die Evolution von Proteinen und Naturstoffen sich auf bestimmte Strukturklassen beschränkt. Sie nutzt eine hierarchische Klassifikation bioaktiver Substanzen, die auf Substrukturbeziehungen und der Art der biologischen Aktivität beruht. Mit dieser Methode werden Gerüststrukturen biologisch aktiver Substanzklassen ausgewählt und als Startpunkte für die Synthese von Substanzkollektionen mit fokussierter Diversität genutzt. Scaffold Hunter, ein intuitiv zugängliches und hochgradig interaktives Computerprogramm, ermöglicht die Navigation im chemischen Strukturraum. In Bibliotheken niedermolekularer Substanzen, die nach dem BIOS‐Konzept synthetisiert wurden, ist biologische Aktivität oft angereichert. Sie ermöglichen die Untersuchung komplexer biologischer Phänomene durch direkte Perturbation und können darüber hinaus auch als Inspiration in der Medikamentenentwicklung dienen.