Zusammenfassung
Zielsetzung Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analoga (GnRH-Analoga) sind der Therapiestandard bei der Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs. Vier
GnRH-Analoga (Buserelin, Goserelin, Leuprorelin und Triptorelin) waren 2015 und 2016 verfügbar. Nur Leuprorelin war generisch verfügbar. Es wurde modelliert, ob
für die gesetzlichen Krankenkassen Einsparpotenziale im Bereich der GnRH-Analoga bestehen, wenn regionale Unterschiede im Verschreibungsverhalten aufgehoben
werden.
Methodik Datengrundlage waren monatliche ambulante Verordnungsdaten von IQVIA auf Ebene der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und gesetzlichen
Krankenkassen (GKV). Auf Basis von zwei Benchmarks wurden regionale Einsparpotenziale berechnet. Der erste Benchmark ist die größte beobachtete
Marktdurchdringung nach Verbrauch – gemessen in definierten Tagesdosen (DDD) – in einem Quartal 2015/2016 in einer KV-Region in Bezug auf den wirtschaftlichsten
Wirkstoff. Der zweite Benchmark ist innerhalb des wirtschaftlichsten Wirkstoffs die größte beobachtete Marktdurchdringung des preisgünstigsten Produktes.
Ergebnisse Die Umsätze des GnRH-Marktes in der GKV waren 2015 und 2016 mit 207,7 Mio. bzw. 212,3 Mio. relativ stabil. Leuprorelin war mit einem
Marktanteil von 69,9 % (Q4 2016) das umsatzstärkste GnRH-Analogon. Innerhalb des Leuprorelin-Marktes ist der Erstanbieter mit 59,6 % Marktführer, während das
einzige Generikum im Markt einen Anteil von 18,1 % erreichte (Q4 2016). Leuprorelin-Generika (4,51 Euro/DDD) stellen die wirtschaftlichste Alternative im
Vergleich zu den übrigen Leuprorelin-Produkten (5,55 Euro/DDD) bzw. GnRH-Analoga (6,02 Euro/DDD) dar. Die Marktanteile nach Verbrauch (DDD) schwankten in den
KVen für Leuprorelin im Q4 2016 zwischen 63,0 % und 79,7 %. Innerhalb des Leuprorelin-Marktes lagen die regionalen Generikaanteile zwischen 7,8 % und 39,5 %.
Dabei wurde in KVen mit „Leitsubstanzquoten“ im Beobachtungszeitraum tendenziell höhere Einsparpotentiale erzielt. Regelungen zu Gunsten von Leuprorelin hatten
im Betrachtungszeitraum vier von 17 KVen. In fünf KVen wurde eine entsprechende Regelung 2017 neu eingeführt. Die GKV hätte 2015 und 2016 insgesamt 20,6 Mio.
Euro einsparen können, wenn in allen KV-Regionen die Benchmarks erreicht worden wären.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse zeigen einen niedrigen Marktanteil für das Leuprorelin-Generikum und starke regionale Unterschiede in der Marktverteilung.
Klassische Instrumente der GKV zur Förderung von Generika greifen in diesem Fall nicht. Leitsubstanzregelungen können eine wirtschaftliche Verordnungsweise
fördern, indem sie die Marktdurchdringung von Generika erhöhen. Sie werden daher verstärkt vereinbart. Es sind dadurch substantielle Einsparungen bei
gleichbleibender Versorgungsqualität möglich.