Professor Herbert W. Roesky zum 75. Geburtstag gewidmet Organolithiumverbindungen nehmen als Ausgangsstoffe in der Synthesechemie [1] sowie in industriellen Prozessen [2] eine herausragende Stellung ein. Ihr Anwendungsspektrum reicht von der Deprotonierung schwach saurer Reagentien über den Transfer organischer Gruppen bis hin zu anionischen Polymerisationen. Seit den ersten durch Schlenk und Holtz berichteten Synthesen von Lithiumorganylen [3] und der ersten Festkörperstrukturanalyse einer Substanz dieser Klasse im Jahr 1963 durch Dietrich an tetramerem Ethyllithium [4] sind viele Alkyl-und Aryllithiumverbindungen strukturell charakterisiert worden.[5] Es zeigte sich, dass Organolithiumreagentien in Kohlenwasserstoffen oligomer vorliegen und dass der Aggregationsgrad die Reaktivität dieser Verbindungen maßgeblich beeinflusst. Für die beiden in der Synthese am häufigsten eingesetzten Verbindungen, nBuLi und tBuLi, konnte bereits frühzeitig anhand kryoskopischer und spektroskopischer Messungen der Oligomerisierungsgrad ermittelt werden. So liegt nBuLi [6] als Hexamer und tBuLi [7] als Tetramer vor. Durch Ether wie Diethylether oder THF, insbesondere aber durch tertiäre Amine wie TMEDA oder PMDETA, können diese Oligomere desaggregiert werden, was zur Reaktivitätssteigerung führt.[8] Dies wird z. B. durch die Tatsache veranschaulicht, dass sich Toluol mit nBuLi in Benzylstellung erst nach Zugabe von TMEDA glatt deprotonieren lässt.[9] In der Praxis werden oft Gemische aus Donorbasen verwendet, die reaktive Spezies ist hierbei aber meist unbekannt, und die eingesetzten Basenverhältnisse werden empirisch ermittelt. Es wird stillschweigend angenommen, dass die stärkere Donorbase die gesamte Koordinationssphäre am Lithiumatom auffüllt. Strukturanalysen von Komplexen, in denen Organolithiumverbindungen gleichzeitig von mehreren unterschiedlichen Donorbasen koordiniert werden, sind selten, und ihre Reproduzierbarkeit ist meist fraglich. [10] Ausgehend von sterisch anspruchsvollen Organolithiumverbindungen wollen wir hier zeigen, dass der Prozess des Donorbasenaustauschs selektiv und schrittweise abläuft. Die Komplexe [R(C 14 H 8 )Li·{Et 2 O} n ·{THF} m ] 2 wurden isoliert und strukturell charakterisiert. Vergleiche der Li-C-Bindungslängen von 1 a (n = 1, m = 0, R = Br), 2 b (n = 1, m = 1/2, R = Me), 3 a (n = 1, m = 1, R = Br), 4 c (n = 1/2, m = 3/2, R = Cl) und 5 a (n = 0, m = 2, R = Br), die Aufschluss über die Polarität der Bindungen geben, sollen dazu dienen, die Reaktivität der gebildeten Komplexe zu vergleichen.Der