3 Auf die zentrale Bedeutung der Industrialisierung für die Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft sowie auf die damit einhergehende Steigerung des jährlich erzeugten Sozialproduktes hat zuletzt auch der bekannte Wirtschaftswissenschaftler Jeffrey D. Sachs, ehemaliger Sonderberater von UNO-Generalsekretär Kofi Annan, hingewiesen. Noch vor 200 Jahren waren die Unterschiede, die in der durchschnittlichen Pro-Kopf-Produktion zwischen einzelnen Ländern und Regionen bestanden, nicht annähernd so groß wie heute. Erst durch die in den einzelnen Ländern zu verschiedenen Zeiten stattgefundene Industrialisierung, die manche Länder in wirtschaftlicher Hinsicht viel rascher wachsen ließ als andere, ging die Schere massiv auseinander. Sachs (2005) auf der Basis der von Angus Maddison errechneten und in Maddison (Per Capita GDP) wiedergegebenen Werte. Dass sich etwa Europa und China, das in den letzten Jahren wieder stärker ins Blickfeld gerückt ist, erst seit dem 19. Jahrhundert auseinander entwickelten, wird unter anderem von Kenneth Pomeranz in Pomeranz (2000) darzulegen versucht. Einleitung 6 Vgl. Lopez (1971), 60. 10 O'Brien (1982), 4 und Fischer (1985), 170. Die Bedeutung der äußeren Märkte ganz allgemein relativierten schon früh etwa Eversley (1967) und später auch Evans (1996), 113; nach Evans ging der britische Außenhandel zwischen 1775 und 1784 sogar um 6 Prozent zurück. Einen Rückgang der britischen Exporte im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts konstatiert auch Landes (1973), 64, der aber dennoch dem Außenhandel eine nicht geringe Bedeutung für die Industrialisierung beimisst, was zuletzt auch für Vries (2011), 430-434 gilt, der sich detailliert und sehr reflektiert mit dieser Frage auseinandersetzt. Auch für die USA konnte bereits Lipsey (1972) feststellen, dass etwa 1869 die Exporte nur 6 Prozent der gesamten Produktion ausmachten und die Importe für nur 11 Prozent aller in den USA gekauften Güter aufkamen. Die vielfach zu beobachtende Überschätzung des Außenhandels für die Anfänge der Industrialisierung dürfte aus den später zum Teil höheren Wachstumsraten der Exporte resultieren, die jedoch nichts über das relativ weit größere Volumen des Binnenhandels aussagen.