Ziel dieses Beitrags ist es, die aktuelle Kontroverse zum Thema Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter darzustellen und für den deutschsprachigen Raum Trends sowie Perspektiven in Forschung und Praxis seit 2009 zu skizzieren. Dazu wurden vor allem Publikationen aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Klinischen Kinderpsychologie neben wissenschaftlichen Beiträgen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie gesichtet. Aktuelle Forschungsergebnisse verweisen darauf, dass Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter mittels der für Erwachsene entwickelten Instrumente zuverlässig erfasst werden können und diagnostiziert werden sollten. Zugleich fehlt es noch an spezifischen Instrumenten, welche die Besonderheiten von Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter abbilden und von Adoleszenzkrisen differenzieren können. Die Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen scheint im Jugendalter höher als im Erwachsenenalter zu liegen. Eine Subform der antisozialen Persönlichkeitsstörung, die auch bei Jugendlichen zu finden ist, stellt die Psychopathy dar. Insgesamt wird deutlich, dass es noch weiterer diagnostischer Langzeitstudien bedarf, um zu klären, unter welchen Bedingungen Persönlichkeitsstörungen manifest werden, welche Faktoren ihren Verlauf beeinflussen und wie sie sich durch Interventionen verändern lassen.