Unter denjenigen Zersetzungsvorgängen, welche in der Pflanze durch ungeformte Fermente oder Enzyme hervorgerufen werden, spielen auch jene eine wichtige Rolle, durch welche Zellwände aufgelöst werden. Zahlreiche Erscheinungen im Leben der Pflanze sind von der Möglichkeit der Auflösung der Zellwände abhängig. Solche sind z. B. das Eindringen schmarotzender Pilze oder schmarotzender Samenpflanzen in die Wirtpflanze, die Verschmelzung von Zellen bei der Conjugation und bei der Gefässbildung, das Eindringun des Pollen-Schlauches in die Narbe bei gewissen Pflanzen, wie z. B. bei Agrostemma Githago und den Malvaceen *), das Eindringen des Befruchtungsschlauches in das Oogon bei manchen Oomyceten, sowie die Ernährung der jungen Keimpflanzen von den Zellwänden der Vorrathsbehälter oder deren Verdickungen. Obgleich von den hierhergehörenden Erscheinungen nur wenige genauer daraufhin untersucht sind, wie der Vorgang der Zellwandlösung eigentlich stattfindet, ist man doch allgemein der Ansicht, dass er durch eine Enzymwirkung zustande kommt, die im Wesentlichen eine Hydrolyse, also eine Spaltung nnter Aufnahme von Wasser, ist. Auf keinen Fall aber hat man es in allen diesen Fällen genau mit dem gleichen chemischen Vorgange zu thun, da die zu lösenden Zellwände bei den veri) Strasburger, Neue Untersuchungen über den Befruchtungsvorgang. Jena 1884. S. 40 u. f. 12*