ZusammenfassungEntscheiden unter Ungewissheit ist ein aktuelles Thema. Große, komplexe Herausforderungen wie der Klimawandel, bei denen zudem unterschiedliche Sichtweisen und Werthaltungen aufeinandertreffen, erfordern innovative Ansätze zum Umgang mit Ungewissheiten. Die Entsorgung hochradioaktiver Abfälle ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die aufgrund ungewöhnlich weitreichender zeitlicher Realisierungs- und Bewertungshorizonte mit erheblichen Ungewissheiten verbunden ist, obwohl die Entsorgungsoption der Endlagerung im geologischen Untergrund auch deshalb gewählt wurde, um Ungewissheiten einzudämmen. In Deutschland tragen zudem Belastungen durch eine konfliktreiche Vergangenheit zu Ungewissheiten über politische und gesellschaftliche Ereignisse und Entwicklungen auf dem Entsorgungsweg bei. Entscheidungen zum Umgang mit konkreten, charakterisierten Ungewissheiten, die zum Beispiel die Sicherheitsbarrieren eines Endlagers betreffen, lassen sich entlang des in diesem Beitrag dargestellten Schemas (Abb. 1) treffen. In Einzelfällen kann und sollte von diesem Schema aber auch mit guten Gründen abgewichen werden. Entscheidungen unter teils komplexen und wenig charakterisierten Ungewissheiten auf dem Entsorgungsweg können affirmativ, robust oder adaptiv (Abb. 2) getroffen werden. Mit Entscheidungen unter Ungewissheit und zum Umgang mit Ungewissheiten sowohl auf Sicherheit, wie sie aus wissenschaftlich-technischer Perspektive verstanden wird, als auch auf weitgehenden gesellschaftlichen Konsens hinzuarbeiten, ist für alle Akteure der Entsorgung anspruchsvoll. Governance, der Einfluss menschlicher und organisatorischer Faktoren sowie kommunikative Erkenntnisse müssen bei Entscheidungen unter Ungewissheit und zum Umgang mit Ungewissheiten einbezogen werden.