Eine Silberbromid‐Elektrode, bestehend aus Silbermetall mit einer dünnen Deckschicht von Silberbromid, angrenzend an eine Ag+‐ und Br−‐Ionen enthaltende Lösung, ist im stromlosen Zustand im elektrochemischen Gleichgewicht. Wird eine Polarisation vorgegeben, so hängt der sich einstellende Strom allgemein von Hemmungen ab, die beim Durchtritt der Ag+‐Ionen, bei der Diffusion der Ag+‐ und Br−‐Ionen und bei der„Binnenreaktion”︁ (AgBr‐Bildung innerhalb der Diffusionsschicht) auftreten können. Als Elektrodenreaktion wird nicht nur der (anodische) Durchtritt der Ag+‐Ionen unter Hydratation, sondern auch unter unmittelbarer Bildung von AgBr‐Deckschicht in Betracht gezogen. Näher betrachtet werden verschiedene Grenzfälle, insbesondere die ungestörte Überlagerung einer einfachen Ag+‐ und einer einfachen AgBr‐Elektrode mit reiner Diffusionsüberspannung bei praktisch vollkommen gehemmter Binnenreaktion und die Störung der Überlagerung durch den Ablauf der Binnenreaktion. Die stationären Strom‐Spannungs‐Kurven werden für verschiedene Ag+‐ und Br−‐Konzentrationen berechnet. Ein Vergleich mit experimentell gewonnenen Kurven zeigt, daß weitgehend die Diffusion der Ag+‐ und Br−‐Ionen geschwindigkeitsbestimmend ist. Unter bestimmten Versuchsbedingungen tritt anodisch und kathodisch ein„Schleier”︁ von AgBr auf.