Hintergrund: Die Differentialdiagnostik und Therapie von perioperativen Blutungen besitzt besonders bei Eingriffen mit hohen Blutverlusten einen hohen Stellenwert, z.B. in der Viszeralchirurgie. Insbesondere die präoperative Erfassung von hämorrhagischen Diathesen und einer gerinnungshemmenden Medikation trägt effektiv zur Minimierung von Komplikationen wie Hämatomen, sekundären Infektionen und Blutverlusten bei. Methode: Pharmakologische Aspekte, bereits vorliegende Konsensus-Empfehlungen und Leitlinien, Erfahrungen sowie Empfehlungen der Hersteller und der Zulassungsbehörden wurden genutzt. Ergebnisse: Bei Elektiveingriffen unter Langzeitantikoagulation ist zur Normalisierung des Blutungsrisikos bei normaler Nieren- und Leberfunktion ein Absetzen der Gerinnungsmedikation vor der Operation ausreichend, ein längerer Abstand ist bei eingeschränkter Nieren- und Leberfunktion sowie bei hohem Lebensalter zu berücksichtigen. Bei Patienten mit positiver standardisierter Blutungsanamnese durch die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten sollte auf der Basis einer individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung (Individualmedizin) interdisziplinär das perioperative Weiterführen oder Absetzen von Gerinnungshemmern festgelegt werden. Da die Halbwertszeit aber interindividuell unterschiedlich und zum Teil unvorhersehbar sein kann, insbesondere bei Patienten mit verminderter Elimination (z.B. Niereninsuffizienz), kann in Einzelfällen ein geeigneter laboranalytischer Wirkungsnachweis als zusätzliche Entscheidungshilfe die Terminierung der Intervention unterstützen. Aus hämostaseologischer Sicht besteht die Indikation zum bereits präoperativen Management einer hämorrhagischen Diathese. Die Maßnahmen richten sich nach der jeweiligen Defizienz. Schlussfolgerungen: Elektive Eingriffe müssen sorgfältig geplant werden, besonders bei Patienten mit Gerinnungsmedikation oder hämorrhagischer Diathese.