Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel: Messungen an Zehenknochen und Klauen von Kälbern zur Feststellung einer möglichen Längendifferenz zwischen den medialen und lateralen Zehen. Material und Methoden: Bei 40 gliedmaßengesunden Kälbern wurden Röntgenaufnahmen von den Zehen in dorsopalmarer bzw. -plantarer Strahlenrichtung angefertigt. Bei 64 präparierten Einzelzehen von acht dieser Kälber wurden zusätzlich Aufnahmen des Klauenbeins im abaxioaxialen Strahlengang angefertigt. Die Röntgenaufnahmen wurden digitalisiert und die Knochenschatten mit einem Computerprogramm vermessen. Die Messungen an den Hornschuhen der Kälber umfassten Dorsalwandlänge, Ballenhöhe, Ballenlänge, Dorsalwandwinkel, Sohlenlänge, -breite und -fläche sowie Winkelung des Ballens. Ergebnisse: Bei 90,1% der Röntgenaufnahmen war die laterale Zehe länger, bei 7,9% waren die Zehen gleich lang und nur bei 2,0% war die mediale Zehe länger. Die laterale Zehe war an den Beckengliedmaßen bis zur Höhe des Klauengelenks um durchschnittlich um 2,9 mm länger, an den Schultergliedmaßen um 1,6 mm. Das Klauenbein der medialen Zehen wies die größeren Abmessungen auf, glich aber die weiter proximal bestehenden Höhenunterschiede nicht aus. Bezüglich der Klauenmaße war die Sohlenfläche an allen Gliedmaßen an denlateralen Klauen signifikant größer. Schlussfolgerung: Ein Unterschied in der Knochenlänge der Zehen, stärker ausgeprägt an den Beckengliedmaßen, konnte beim Kalb anhand von Röntgenaufnahmen nachgewiesen werden. Die lateralen Klauen wiesen die signifikant größere Sohlenfläche auf, was auf eine größere Gewichtsbelastung hinweist. Klinische Relevanz: Da ein Größenunterschied zwischen lateralen und medialen Klauen schon bei Kälbern nachweisbar ist, dürfte er angeboren und nicht auf Haltungsbedingungen zurückzuführen sein. Die lateral größere Zehenlänge könnte eine Ursache dafür sein, dass auf harten Böden die Außenklauen der Beckengliedmaßen bei Kühen überlastet werden und vermehrt erkranken.