Zusammenfassung: Patienten mit genetisch determinierten Defiziten in der Entgiftung karzinogener Substanzen sind bei Harnblasenkarzinom-Patienten aus Berufsgruppen mit entsprechenden Expositionen überrepräsentiert. In der vorliegenden Untersuchung wurden 179 Harnblasenkarzinom-Patienten hinsichtlich beruflicher und außerberuflicher Risikofaktoren standardisiert befragt und der Phänotyp der N-Acetyltransferase 2 (NAT2), ein Enzym, das harnblasenkarzinogene aromatische Amine metabolisiert, anhand von Koffeinmetaboliten im Harn mit Hilfe der Hochdruckflüssigkeitschromatographie bestimmt. In einem Teilkollektiv von 89 Patienten wurde die Anlage des Gens für die Glutathion-S-Transferase µ, (GSTM1), ein Enzym das an der Entgiftung polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe beteiligt ist, durch die Genotypisierung lymphozytärer DNA mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion überprüft. Wäh-rend Patienten aus kaufmännischen und Verwaltungsberufen hinsichtlich der NAT2 und der GSTM1 unauffällige Verteilungsmuster aufwiesen, fanden sich bei farbstoffexponierten Patienten (n = 17) 71 % mit reduzierter NAT2-Kapazität ("langsame Acetylierer"). Hinsichtlich der GSTM1 wiesen die Berufsgruppen der Bergleute unter Tage (n = 19) mit 84%, die der Rauchgasexponierten (n = 13) mit 77% und die der Teerexponierten (n = 8) mit 62% jeweils erhöhte Anteile GSTM1-negativer Patienten auf, während die Verteilung des NAT2-Phänotyps keine Auffälligkeiten aufwies. In der kleinen Gruppe der Kokereiarbeiter waren 5 der 6 hinsichtlich der NAT2 phänotypisierten Patienten "langsame Acetylierer", bei allen 4 hinsichtlich der GSTM1-genotypisierten Patienten war dieses Gen nicht angelegt. Zur Abklärung der Pathophysiologie von in epidemiologischen Untersuchungen beschriebenen, in bestimmten Berufsgruppen erhöhten Harnblasenkarzinomrisiken sollten neben dem Ausmaß der Exposition gegen harnblasenkarzinogene Substanzen auch die interindividuelle genetisch determinierte Detoxifizierungskapazität berücksichtigt werden.
Occupational and Nonoccupational Risk Factors for BladderCancer in a Highly Industrialized Area: Bladder cancer patients with reduced genetically determined detoxification capacities are overrepresented in occupations with exposure to aromatic amines and polycyclic aromatic hydrocarbons. In this study, 179 in-patients were examined using a questionnaire in a standardized interview. Occupational and nonoccupational risk factors were recorded. In all patients, the individual phenotype of N-acetyltransferase 2 (NAT2), an enzyme metabolizing aromatic amines, was determined by high-performance liquid chromatography of two caffeine metabolites in spot urine. In a subgroup of 89 patients, genotyping of glutathione S-transferase µ. (GSTM1), an enzyme involved in detoxifying polycyclic aromatic hydrocarbons, was performed on genomic lymphocyte DNA analyzed by Polymerase chain reaction. While NAT2 and GSTM1 distribution in office personnel did not differ from the ordinary population, in patients exposed to colorants (n = 17) the percentage of persons w...