Zusammenfassung
Hintergrund
Die „Intensive Care Unit-Acquired Weakness“ (ICU-AW) ist eine der häufigsten Ursachen für eine neuromuskuläre Dysfunktion in der Intensivmedizin. Gegenwärtig fehlen evidenzbasierte Empfehlungen zur Diagnostik, zum Monitoring und zu therapeutischen Maßnahmen.
Ziel der Arbeit
Die Erfassung des derzeitigen Vorgehens bei Diagnostik, Monitoring und präventiven und therapeutischen Ansätzen bei der ICU-AW auf deutschen Intensivstationen.
Material und Methoden
Onlinebefragung von 448 Mitgliedern des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Intensivmedizin (WAKI) und des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Neuroanästhesie (WAKNA).
Ergebnisse
Insgesamt wurden 68/448 (15,2 %) Fragebogen ausgewertet. Bei 13,4 % (9/67) der Befragten existiert ein strukturiertes diagnostisches Vorgehen zur Detektion der ICU-AW. Für Screening (60/68; 88,2 %) und Verlaufsbeurteilung (57/65; 87,7 %) wird die klinische Untersuchung präferiert. Etablierte Scores, wie der „Medical Research Council sum score“ (MRC-SS) spielen für Screening und Verlaufskontrolle der ICU-AW eine untergeordnete Rolle (7/68; 10,3 % und 7/65; 10,8 %). Mobilisation (45/68; 66,2 %) und Sedativareduktion (38/68; 55,9 %) stellen die häufigsten präventiven und therapeutischen Ansätze dar. Ein Mangel an Physiotherapeuten (64/68; 94,1 %) und Pflegekräften (57/68; 83,8 %) wird als Hauptdefizit bei der Versorgung von Patienten mit ICU-AW identifiziert. Insgesamt 91,2 % (62/68) der Befragten befürworten die Erstellung evidenzbasierter Empfehlungen zur Diagnostik, zum Monitoring und zu therapeutischen Ansätzen bei ICU-AW.
Diskussion
Ein einheitliches Konzept für Diagnostik, Monitoring, Prävention und Therapie der ICU-AW auf deutschen Intensivstationen fehlt weitgehend. Innovative diagnostische Ansätze könnten in Zukunft helfen, Patienten mit einem hohem Risiko für eine ICU-AW frühzeitig zu detektieren, präventive Maßnahmen einzuleiten sowie wertvolle prognostische Informationen zu gewinnen.