Die Frage, wie lange Gebrauchsgüter verwendet werden oder halten sollten, führt auf heikles Terrain. Es geht um Moral, um ein verantwortliches und unverantwortliches Produzieren, um einen guten oder schlechten Umgang mit den Dingen und um die Suche nach Schuldigen in einer Debatte, die von wechselseitigen Vorwürfen geprägt ist: Produzenten würden ihr ökonomisches Eigeninteresse auf Kosten von Umwelt und Ressourcen verfolgen; gekontert wird mit dem Verweis auf hedonistische Konsumstile der Verbraucher und eine Wegwerfmentalität. 1 Im Fokus steht dabei oftmals die Unterstellung von Obsoleszenz: Produzenten würden absichtlich schnell kaputtgehende Gebrauchsgüter herstellen, also deren Lebensdauer verkürzen, was die Lebensdauer-Frage in die Nähe von Verschwörungstheorien, dunklen Machenschaften und ein Wirken im Obskuren rückt (Krajewski 2014). In der BRD wurde dieser Obsoleszenz-Vorwurf durch den Dokumentarfilm KAufen füR die müllhAlde 2010/11-wieder-zum öffentlichen Thema (Reuß/ Dannoritzer 2013); international erregte vor allem die Kurzreportage expoRting hARm: the high-tech tRAshing of AsiA von 2002 Aufsehen. Sie zeigte, wie kurzlebige Elektronikgeräte auf problematische Weise in Asien ›rezykliert‹ und ›entsorgt‹ werden. Um empirische Beispiele zu sammeln, richtete Stefan Schridde unter dem Schlagwort von »Murks? Nein Danke« ein Webforum ein, das Konsumenten ermöglicht, Produkte mit minderwertiger Qualität oder geringer Lebensdauer-also »Murks«-zu melden (Murks-nein-danke.de 2017; Schridde 2014). 1 Mit Nennung der männlichen Funktionsbezeichnung ist in diesem Beitrag, sofern nicht anders gekennzeichnet, immer auch die weibliche Form mitgemeint.