Zusammenfassung
Einleitung Persistierende und neu-auftretende Beschwerden nach einer
SARS-CoV-2-Infektion (sog. Long/Post-COVID-Syndrom) stellen eine
große Herausforderung für unser Gesundheitssystem dar. Analysen
zu Bedürfnissen von Betroffenen an die primäre Behandlung und
Versorgungsplanung sind rar, sodass die gezielte Lenkung von
Patientenströmen und letztlich auch die Patientenversorgung deutlich
erschwert ist.
Methoden Die JenUP-Studie (Jenaer Untersuchung zum populations-basierten
Auftreten von Post-COVID-Beschwerden) ist eine fragebogenbasierte Untersuchung
aller Erwachsenen der Stadt Jena, welche zwischen März 2020 und
September 2021 mit einer RT-PCR-bestätigte SARS-CoV-2-Infektion durch
das Gesundheitsamt Jena registriert wurden. Ein Teil dieser Studie
beschäftigt sich mit der ärztlichen Betreuung von Betroffenen
mit prolongierten/persistierenden Symptomen sowie deren subjektiven
Schwierigkeiten im Rahmen dieser Behandlung.
Ergebnisse Insgesamt beantworten 1,008 der 4,209 angeschriebenen Personen
den zugesendeten Fragebogen, wobei 922 (91,5%) über das
Auftreten von mindestens einem Long/Post-COVID-assoziierten Symptom
berichteten. 85,6% dieser Personen (790/922) gaben zudem
detaillierte Auskünfte über Kontakte mit Einrichtungen und
Personen des Gesundheitswesens. Drei von vier Personen (590/790)
stellten sich im Zusammenhang mit ihren Beschwerden hausärztlich vor,
155/790 (19,6%) konsultierten, meist zusätzlich,
Fachspezialist:innen (am häufigsten Internist:innen –
7,1% (55/790). Schwierigkeiten eine subjektiv benötigte
Therapie zu erhalten, wurden von 22,6% (162/718) der Befragten
angegeben. Als Gründe wurden vornehmlich das patientenseitige
Gefühl scheinbar „nicht krank genug zu sein“
(69/162) und ein fehlender Ansprechpartner (65/162)
angeführt. 27% (247/919) aller Probanden mit
Long/Post-COVID-Beschwerden äußerten den Wunsch nach
einem konkreten Ansprechpartner.
Schlussfolgerung Die hausärztliche Betreuung stellt eine zentrale
Säule der ambulanten Versorgung von Long/Post-COVID-Patienten
dar. Zudem sollten gemäß der nationalen S1-Leitlinie
flächendeckende Strukturen zur interdisziplinären Betreuung
aufgebaut werden. Die Analyse wahrgenommener Barrieren bei der
ärztlichen Betreuung und der Wünsche für die Versorgung
stellen einen ersten Schritt zur Verbesserung der ambulanten Versorgung von
Long/Post-COVID-Patienten dar.