Einleitung Nach den körperlichen Belastungen von Schwangerschaft und Geburt bringen die biologischen und hormonellen Veränderungen im Wochenbett viele Mütter an ihre Grenzen. Ebenso sind die psychischen Anforderungen an die Mutterschaft eine Anpassungsaufgabe, die nicht jeder Frau gelingt. Durch diese Herausforderung kann eine postpartale psychische Erkrankung ausgelöst werden. Zu den psychischen Leistungen der Postpartalzeit gehört die Anpassung einer Mutter an das reale Baby sowie der Abschied von den inneren Repräsentanzen des imaginierten Wunschbabys. Das Identitätsgefühl einer Frau entwickelt sich weg von dem Zustand, die Tochter ihrer Mutter zu sein, dahingehend die Mutter ihres Babys zu sein. Aus der Zweisamkeit mit dem Partner hat sie die Aufgabe, die triadische Beziehung zwischen Mutter-Vater und Kind zu schaffen. Epidemiologie Die Inzidenz psychischer Erkrankungen in der Postpartalzeit ist hoch. In den westlichen Ländern leiden ca. 20 % aller gebärenden Frauen unter einer psychischen Störung, die entweder bereits vorher bekannt war oder zum ersten Mal auftritt. Mutter-Kind-Behandlung bei postpartalen psychischen Erkrankungen Patricia Trautmann-Villalba, Christiane Hornstein Psychiatrie und Psychotherapie up2date 5 2011 DOI http://dx.Übersicht Einleitung 357 Epidemiologie 357 Die Mutter-Kind-Beziehung 359 Psychotherapie in der Postpartalzeit 361 Fazit 364 Spezielle Themen Themenkreise, die eine Mutter psychisch belasten nach Stern [1] 1. Das Thema des Lebens und Wachstums: Kann sie das Überleben und Gedeihen des Babys gewährleisten? 2. Das Thema der primären Bezogenheit: Kann sie eine für sich selbst authentische Beziehung zu ihrem Baby aufnehmen, und wird diese Beziehung sicherstellen, dass sich das Baby psychisch zu ihrem Baby entwickelt, das sie sich wünscht? 3. Das Thema der unterstützenden Matrix: Wird sie das Unterstützungssystem schaffen und tolerieren kön-nen, das zur Erfüllung dieser Funktion notwendig ist? 4. Das Thema der Reorganisation und Identität: Wird sie in der Lage sein, ihre Selbstidentität so zu transformieren, dass sie diese Funktion unterstützt und för-dert? Jedes dieser Themen umfasst eine organisierte Gruppe von Ideen, Wünschen, Ängsten, Erinnerungen und Motiven, welche die Gefühle der Mutter, ihre Handlung, Interpretation, interpersonelle Beziehung und andere adaptive Verhaltensweisen bestimmen oder beeinflussen werden ([1], S. 210).