Die Einrichtung des Lehrstuhls für Schleswig-Holsteinische Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität Kiel im Sommersemester 1924 war politisch stark umstritten. Ursprünglich favorisierte die Universitätsleitung
einen Lehrstuhl für Niederdeutsche Sprache. Allerdings hatte die Berliner Regierung, nach den emotionalen Grenzauseinandersetzungen infolge des Ersten Weltkriegs und des Verlusts Nordschleswigs an Dänemark, andere Pläne.
Sie sah den Lehrstuhl als politisches Instrument zur ideologischen Verteidigung gegen Dänemark. Die Berufung des Tübinger Kirchenhistorikers Otto Scheel erfolgte nicht wegen seiner akademischen Expertise in
Landesgeschichte, sondern wegen seiner nationalistischer Rhetorik im Abstimmungskampf von 1920. Seine Professur sollte weniger der Forschung dienen als vielmehr nationale Interessen stärken. Trotz interner Kritik
übernahm Scheel die Position, wobei die Professur inhaltlich stark politisiert blieb. Erst unter seinem Nachfolger Alexander Scharff in den 1950er Jahren rückte die Grenzkampfidee zugunsten einer Verständigung mit
Dänemark in den Hintergrund.