In nuce stellt die Einleitung die Vielschichtigkeit des Bandes vor, der 15 Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte des Historischen Seminars der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel versammelt. Jeder Beitrag
thematisiert die Impulse, die seit der Gründung des Seminars von Kiel aus für die Geschichtswissenschaft ausgingen. Universitäre Geschichtsforschung wurde in Kiel bereits vor der Etablierung als eigenes
Seminar betrieben, doch wurde sie seit 1872 institutionalisiert mit einer kontinuierlich wachsenden Zahl an Lehrstühlen und Professuren ausgestattet. Über die umfangreichen institutionsgeschichtlichen
Forschungen von Sigrid Wriedt und Karl Jordan hinaus stellt die Einleitung einige Etappen der Verflechtung des Seminars mit anderen nationalen und internationalen Forschungsinstitutionen dar und verweist
auf die Beiträge des Bandes im Einzelnen. Diese gliedern sich in die vier Sektionen ›Methoden und Disziplinen‹, ›Regionen‹, ›Themen‹ und ›Institutionalisierung‹.
Im Jahr 2022 existiert und arbeitet nahezu 100 Jahre lang eine am Historischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) mehr oder minder fest verankerte Professur für Landes- oder Regionalgeschichte.
Während dieser beachtlichen Zeitspanne wechselten nicht nur die Gesichter ihrer jeweiligen berufenen Vertreter – es handelte sich bisher ausschließlich um Männer –, sondern es änderte sich auch der Charakter der
Professur grundlegend. Stand sie zur Zeit ihrer Einrichtung 1924 noch ganz und gar im Zeichen des deutsch-dänischen Grenzkampfs, wurde sie ab den 1950er Jahren zu einem Vehikel der deutsch-dänischen Versöhnung und
Partnerschaft. Ab den 1970er Jahren entwickelte sie sich gar zu einer vergleichsweise unpolitischen Professur, auf die 1994 sogar der erste gebürtige Däne berufen werden konnte, was wenige Jahre zuvor noch geradezu
undenkbar gewesen wäre. Was blieb und bis heute fortbesteht, ist ihre weitaus stärker als bei anderen historischen Professuren ausgeprägte Verzahnung mit der Öffentlichkeit und ihre herausragende Rolle im
Wissenstransfer in die schleswig-holsteinische Gesellschaft, was man neuerdings mit dem Begriff der ›Dritten Akademischen Mission‹ umschreibt. Ab 2009 wechselte die Professur zudem ihr ›Label‹ von der klassischen
schleswig-holsteinischen Geschichte zur räumlich flexibler gefassten Regionalgeschichte mit Schwerpunkt Schleswig-Holstein.
Die vorreformatorischen Klöster, Stifte und Konvente nahmen bei der Entstehung und dem Ausbau der schleswig-holsteinischen und hamburgischen Kulturlandschaft eine herausragende Rolle ein. Sie waren Orte der Kontemplation, der Spiritualität und Seelsorge, Stätten der Wissenschaft und des gelehrten Lebens, Impulsgeber für die agrarische Entwicklung und Besiedlung sowie für die kulturelle und künstlerische Entfaltung von Bauhütten und Werkstätten. Der vorliegende Band, hervorgegangen aus einer gleichbetitelten Tagung am 4. und 5. November 2010, widmet sich in seinen elf von ausgewiesenen Fachreferentinnen und -referenten erstellten Beiträgen dem derzeitigen Stand und den Perspektiven der Klosterforschung in den Bereichen Kirchen-, Territorial-, Wirtschafts- und Sozial-, Bibliotheks-, Kunst- und Baugeschichte sowie der Prosopographie und Epigraphik.
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