Zusammenfassung
Mittels einer Online-Befragung von Managern in führenden Positionen werden Hypothesen über den Einfluss von Normen und Werten auf die Korruptionsbereitschaft überprüft. Dabei wird zwischen organisationaler und individueller Korruption sowie zwischen informellen und formellen Normen unterschieden. Bei der organisationalen Korruption steht der erwartete Nutzen für die Organisation und die Relevanz informeller Organisationsnormen im Vordergrund. Bei der individuellen Korruption sind der Nutzen des Akteurs und formale Normen handlungsrelevant, wohingegen informelle Normen organisationaler Nützlichkeit in den Hintergrund treten. Die Untersuchung zeigt, dass die Bereitschaft zur organisationalen Korruption quantitativ bedeutsamer ist als die Bereitschaft zu individueller Korruption. Die Ablehnung von Konformität, Tradition, Wohlwollen, Universalismus und Selbstbestimmung, die Präferenz für leistungs- und machtorientierte Werte und Hedonismus sowie die Zustimmung zu den informellen Normen in einem Unternehmen sind die wichtigsten Bedingungen für die Bereitschaft zu organisationaler Korruption. Diese Ergebnisse stützen die voluntaristische Kriminalitätstheorie und sie untermauern institutionentheoretische Annahmen der Organisationssoziologie.