ZusammenfassungObwohl psychische Gesundheit ein Menschenrecht ist, gelingt es selbst in einem
Land mit einem gut entwickelten Gesundheitssystem wie Deutschland nicht, allen
Menschen unabhängig von ihrer Herkunft diskriminierungsfreien Zugang zu
psychischer Versorgung zu gewährleisten. Menschen mit Flucht-oder
Migrationsgeschichte haben es besonders schwer, Zugang zu adäquater
psychotherapeutischer Versorgung zu erhalten. Diese Übersichtsarbeit widmet sich
zentralen Barrieren, die zur ambulanten Unterversorgung von Menschen mit Flucht-
oder Migrationsgeschichte beitragen. Als wichtigste Barrieren mit ausreichender
Evidenz wurden fehlendes Wissen über das Behandlungssystem, Angst vor Stigma,
strukturelle Barrieren, Sprachbarrieren, fehlende Vernetzung der
Versorgungslandschaft, mangelndes Wissen der Behandler:innen, sowie Stereotype,
Diskriminierung und Rassismus gegenüber Menschen mit Flucht- oder
Migrationsgeschichte identifiziert. Zur Ermöglichung eines
diskriminierungsfreien Zugangs zu Behandlung können innovative Konzepte wie
Peer-Angebote beitragen. Darüber hinaus ist es dringend erforderlich, die
Berufsgruppe der Psychotherapeut:innen in rassismus- und
diskriminierungssensiblen Arbeiten zu schulen, und diese Aspekte in die Aus- und
Weiterbildung von Therapeut:innen zu integrieren.